Wintersport Wochenende

Wintersport Kompakt

Die Wintersport-Saison nimmt Fahrt auf und wir berichten über alles, was an diesem Wochenende passiert ist.

Autor: Team D // Konstantin Füller
8 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 24. November 2025

Eisschnelllauf

Eisschnelllauf-Hoffnung Finn Sonnekalb hat beim Weltcup im kanadischen Calgary eine weitere Weltklasseleistung gezeigt. Eine Woche nach seinem furiosen Auftritt mit zwei deutschen Rekorden in Salt Lake City landete der 18-Jährige über die 1500 m hinter Weltrekordhalter Jordan Stolz (USA) am Samstag auf Rang zwei. In 1:42,31 Minuten lieferte sich Sonnekalb auf der Olympiabahn von 1988 mit dem nur drei Jahre älteren Dominator Stolz ein packendes direktes Duell auf dem Eis, der US-Amerikaner siegte letztlich unter 20 Startern in 1:42,10 Minuten.

Am Freitag hatte Sonnekalb über 1000 m den 14. Rang belegt. In der Vorwoche war er auf dem schnellen Eis in Salt Lake City mit deutschen Rekorden über 1000 und 1500 m in die Weltspitze gelaufen. Über seine Lieblingsstrecke 1500 m hatte der Erfurter, der seine sportliche Olympia-Qualifikation für die Winterspiele in Mailand und Cortina d'Ampezzo (6. bis 22. Februar 2026) bereits in der Tasche hat, in 1:41,33 Minuten den Junioren-Weltrekord verbessert.

Sophie Warmuth (Erfurt/37,43 Sekunden) wurde am Samstag Zehnte im A-Finale über 500 m mit 0,78 Sekunden Rückstand auf Weltrekordlerin Femke Kok aus den Niederlanden.

Bob

ohannes Lochner hat seine Gold-Ambitionen für die Winterspiele in Cortina d'Ampezzo beim Weltcup-Auftakt auf der Olympia-Bahn in Italien eindrucksvoll unterstrichen. Lochner und sein Team gewannen am Sonntag auch im Vierer und ließen Rekordweltmeister Francesco Friedrich wie schon im Zweier-Rennen am Vortag nur Platz zwei. Bei den Frauen setzte sich Olympiasiegerin Laura Nolte nach ihrem Triumph im Mono auch im Zweier durch und machte damit ihr Traumwochenende perfekt.

"Ich konnte es mir nicht besser vorstellen. Es macht mich unfassbar happy, dass ich mit der Bahn so gut zurechtkomme", sagte Lochner, der noch ohne olympisches Gold ist. Sein Team, zu dem vor der Saison der langjährige Friedrich-Anschieber Thorsten Margis gestoßen ist, müsse sich noch "etwas eingrooven, dann können wir noch ein paar Hundertstel zulegen", so der 35-Jährige weiter: "Das wird eine geile Saison."

Während Lochner (Stuttgart), der seine Karriere nach den kommenden Winterspielen beenden will, im Zweier schnell einen stattlichen Vorsprung herausgefahren hatte, waren die Abstände beim Showdown im großen Schlitten lange deutlich kleiner. Dem viermaligen Olympiasieger Friedrich fehlten durch Fehler im unteren Bahnabschnitt am Ende 0,22 Sekunden auf seinen großen Herausforderer Lochner. Adam Ammour (+0,65) rutschte nach Problemen im zweiten Lauf noch vom Podest auf Platz fünf ab.

Nolte (Winterberg) beschenkte sich zu ihrem 27. Geburtstag selbst und gewann auf der komplett erneuerten Pista Olimpica Eugenio Monti rund drei Monate vor den olympischen Rennen an derselben Stelle mit Anschieberin Deborah Levi im Zweier äußerst dominant.

"Wir sind super happy, es war ein tolles Wochenende", sagte Weltmeisterin und Gesamtweltcup-Titelverteidigerin Nolte, die gleich nach ihrem Siegesjubel noch im Zieleinlauf ein Geburtstagsständchen ihres Teams erhielt. Zu den Winterspielen im Februar fahre sie nun "natürlich mit einem sehr, sehr guten Gefühl, weil wir merken, dass uns die Bahn liegt".

Nolte distanzierte die zweitplatzierte Kaysha Love aus den USA am Fuße der Dolomiten deutlich (0,77 Sekunden). Die auch am Sonntag durch eine Krankheit geschwächte Kim Kalicki (Wiesbaden) und ihre Anschieberin Leonie Fiebig verpassten das Podest dagegen nach Platz zwei im ersten Lauf knapp und wurden Vierte (+0,93). Lisa Buckwitz (Oberhof, +1,24) fuhr mit Neele Schuten im Schlitten nur auf Rang sieben.

Der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) sammelte beim Härtetest des umstrittenen Neubaus in Cortina insgesamt zehn Podestplätze ein, nur die Skeleton-Männer gingen leer aus. In fünf von sieben Rennen ging der Sieg nach Deutschland.

Skispringen

Felix Hoffmann sprang im Flockenwirbel erstmals auf das Podest, auch Philipp Raimund glänzte als Vierter: Das "fliegende Doppelzimmer" hat die deutschen Skispringer vor einem verpatzten Start in den Olympia-Winter bewahrt. Vor allem Andreas Wellinger enttäuschte beim Weltcup in Lillehammer als "abgestochener Vogel" mit den Rängen 56 und 40 auf ganzer Linie.

Hoffmann dagegen strahlte über das ganze Gesicht. "Das ging jetzt doch schnell. Das war sehr cool und freut mich sehr", sagte der immerhin schon 28-Jährige in der ARD. Der deutsche Meister hatte erst am Samstag als Zehnter das beste Ergebnis seiner Karriere verbucht, 24 Stunden später toppte er dieses noch einmal deutlich.

Nach dem ersten Sprung auf 139,0 m lag der Thüringer noch auf Rang vier, zog mit einem zweiten Flug auf 138,0 m aber noch an seinem Zimmernachbarn Raimund vorbei. "Ich bin trotzdem mega zufrieden. Und am liebsten gibt man natürlich einen Podestplatz an seinen Teamkollegen ab", sagte Raimund nach dem zweitbesten Ergebnis seiner Laufbahn.

Raimund und Hoffmann hatten sich in Lillehammer spontan ein Doppelzimmer geteilt. "Die Doppelbetten hier sind ein bisschen klein. Bei Felix standen zwei einzelne Betten, also habe ich ihn gefragt. Er war so nett und hat mich aufgenommen - und mir etwas von seiner Energie abgegeben", sagte Raimund.

Nicht zu schlagen war am Sonntag der Japaner Ryoyu Kobayashi mit Flügen auf 138,0 und 139,5 m. Am Samstag hatten noch Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Stefan Kraft für einen österreichischen Dreifachsieg gesorgt.

Hinter dem deutschen Topduo klaffte aber eine enorme Lücke. In die Punkte schafften es anders als am Samstag immerhin Karl Geiger (23.) und Vorjahressieger Pius Paschke (27.). Der zweimalige Olympiasieger Andreas Wellinger ging als 40. dagegen erneut leer aus.

Am Samstag war Wellinger sogar in der Qualifikation gescheitert. "Es ist auf Deutsch gesagt für den Arsch, was ich im Moment fabriziere", sagte der Bayer geknickt: "Ich hänge über dem Eck wie ein abgestochener Vogel, es ist keine Leichtigkeit drin. Ich könnte im Moment bei den Abfahrern gut dabei sein, aber nicht im Skispringen."

Vom Traumstart des vergangenen Winters war das DSV-Team daher weit entfernt. Damals hatte Paschke mit den Rängen eins und zwei überraschend die Führung im Gesamtweltcup erobert, auch bei den Frauen war Katharina Schmid mit dem Gelben Trikot aus Lillehammer zurückgekehrt. Diesmal musste sich die Rekordweltmeisterin mit den Rängen sechs und vier begnügen.

Sie verspüre "Freude darüber, dass ich mich ein bisschen ärgern darf", sagte Schmid: "Ich bin froh, dass ich vorne mitspringen kann. Die WM-Zweite Selina Freitag, vor einem Jahr wie Schmid zweimal auf dem Podest, kam auf die Ränge 19 und 21. Die ersten Siege ihrer Karriere holte sich jeweils mit großem Vorsprung die Japanerin Nozomi Maruyama.

Ski Alpin

Lena Dürr schüttelte den Kopf und ließ sich dann enttäuscht in die Bande fallen. Auch beim Weltcup-Slalom im österreichischen Gurgl verpasste die 34-Jährige bei einer erneuten Machtdemonstration von Skikönigin Mikaela Shiffrin als Siebte das Podium.

Eine kurze Schrecksekunde im zweiten Durchgang, als ihr eine Stange auf die Skier geknallt war, verhinderte eine bessere Platzierung. "Es war ein schwieriger Tag. Das ist ärgerlich. Da hab ich mir leider die dümmste Stelle ausgesucht", sagte Dürr.

Allzu viel hadern wollte sie allerdings nicht. "Die Herangehensweise vom zweiten Durchgang hat mir auf jeden Fall schon besser gefallen. Deswegen versuche ich, das Gute mitzunehmen", betonte Dürr und richtete den Blick umgehend nach vorne zu den Rennen in den USA (ab Donnerstag): "Es geht ja gleich weiter. Das ist ein straffes Programm. Ich freue mich schon."

Gefordert ist in Copper Mountain und Beaver Creek, wo die ersten Speedrennen der Saison anstehen, auch wieder Emma Aicher. Die 22-Jährige wurde in 2475 m Höhe am Kirchenkar nach ihrem überraschenden dritten Platz von Levi Neunte. Sie sei, sagte die große deutsche Skihoffnung kritisch, "diesmal nicht so ins Fahren gekommen".

Dafür kam Mikaela Shiffrin so richtig ins Fahren. Die Dominatorin deklassierte bei ihrem 103. Weltcupsieg, dem 66. im Slalom, ihre Konkurrentinnen regelrecht und unterstrich im Olympiawinter einmal mehr ihre Ambitionen. Die 30 Jahre alte Amerikanerin triumphierte mit unglaublichen 1,23 Sekunden vor Lara Colturi aus Albanien und Camille Rast aus der Schweiz (+1,41). Dürr, nach dem ersten Durchgang als Fünfte noch in Lauerstellung, hatte 2,23 Sekunden Rückstand, Aicher 2,79 Sekunden auf die Überfliegerin.

"Das ist einfach Konstanz über Jahre und wirklich große Kunst, die sie beherrscht", lobte Dürr. Da sei es "dann ganz schwer, ranzukommen, aber wir bleiben dran".

Bereits am Samstag hatte auch der WM-Dritte Linus Straßer das Podium mit Sensationssieger Paco Rassat klar verpasst, immerhin sicherte sich der Münchner als Achter die Norm für Olympia.

"Es war das Ziel: Ich will nicht zurückziehen. Das habe ich gut gemacht. Für zwei fehlerfreie Läufe braucht es natürlich Arbeit", sagte Straßer, der im Olympiawinter auf einen neuen Ausrüster setzt, in der ARD: "Ich bin sehr zufrieden mit dem Weg und wo wir stehen. Es fehlen noch ein paar Puzzlestücke. Die Ergebnisse kommen von ganz alleine."

Großer Jubel herrschte dagegen beim 27 Jahre alten Franzosen Rassat, der im zweiten Lauf 13 Plätze gutmachte und seinen ersten Weltcupsieg holte. Er fühle sich, so Rassat, "total gut".

Eiskunstlauf

Minerva-Fabienne Hase nickte nach dem Motto: "Nochmal gut gegangen". Nikita Volodin schüttelte nach einem seiner seltenen Ausrutscher kurz den Kopf, am Ende aber überwog bei beiden die Erleichterung. Das deutsche Eiskunstlauf-Spitzenduo hat trotz zweier Stürze den Grand Prix in Finnland gewonnen - und damit Fahrt für die Medaillenmission bei Olympia aufgenommen.

"Unser Gesamteindruck ist nicht so schlecht. Wir hatten Fehler, aber vieles ist uns auch gut gelungen, und wir sind selbstbewusst gelaufen", sagte Hase. Durch ihren zweiten Saisonsieg nach der Nebelhorn Trophy im September sicherte sich das Berliner Duo einen Platz im Grand-Prix-Finale der besten sechs Paare im japanischen Nagoya (4. bis 7. Dezember).

Dabei war der Auftritt im hohen Norden nicht der erwartete Selbstläufer. Im Kurzprogramm am Freitag strauchelte Hase bei der "Todesspirale", vier Paare lagen vor dem Finale nahezu gleichauf. In der Kür stürzte Volodin gleich zu Beginn des Programms beim dreifachen Salchow, nahezu alle anderen Elemente gelangen dagegen aber ausgezeichnet.

"Wir wollten unser Programm und unsere Emotionen kontrollieren, das ist uns heute sehr gut gelungen", sagte Hase im Siegerinterview: "So etwas wie bei Nikita kann passieren, aber es war wichtig, das Programm gut zu Ende zu bekommen." Am Ende kamen die Vize-Weltmeister auf 206,88 Gesamtpunkte und lagen damit nur knapp vor den beiden US-Duos Alisa Efimova/Misha Mitrofanov (205,49) und Ellie Kam/Danny O'Shea (199,09).

Bei ihrem ersten Grand Prix der Saison in Kanada hatten Hase/Volodin Anfang November ebenfalls nach dem Kurzprogramm in Führung gelegen, sich nach zwei Stürzen in der ungewohnt fehlerhaften Kür aber mit dem zweiten Platz zufrieden geben müssen. Die Events der Grand-Prix-Serie in Osaka/Japan und Lake Placid/USA hatte das Duo anschließend ausgelassen.

Um bei den Winterspielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo nach Gold zu greifen, muss noch eine Steigerung her, das wusste auch Volodin. "Wir haben wirklich versucht, unsere Elemente zu kontrollieren heute. Wir wollten nicht zu viel wagen, nicht übertreiben", sagte der 26-Jährige.

Den letzten Schub Selbstvertrauen auf der internationalen Bühne können sich Hase und Volodin nun in zwei Wochen beim Grand-Prix-Finale in Japan abholen. Die letzten beiden Ausgaben 2023 und 2024 hatten die Europameister gewonnen.