Philipp Raimund und Felix Hoffmann jagen den Goldadler, die Tournee-Favoriten sind aber andere. Endet endlich der Hanni-Fluch?
Endet der Hanni-Fluch?
Philipp Raimund als Trumpf, Felix Hoffmann als Joker und in der Hinterhand Andreas Wellinger und Karl Geiger: Als Jäger des verlorenen Goldadlers gehen die deutschen Skispringer am Sonntag in die 74. Vierschanzentournee, die großen Favoriten heißen aber Domen Prevc und Ryoyu Kobayashi. Und doch besteht Hoffnung, dass nach 24 Jahren endlich der "Hanni-Fluch" endet.
"Natürlich will ich die Tournee auch mal gewinnen. Und die Form stimmt", sagt Raimund, der in diesem Winter gemeinsam mit Hoffmann die Hierarchie bei den DSV-Adlern auf den Kopf gestellt hat. Weil die einstigen Vorflieger Wellinger und Geiger schwächeln, stehen "Quasselstrippe" Raimund und der eher introvertierte Hoffmann im Fokus. Beide standen in diesem Winter mehrfach auf dem Podest - warum also nicht auch beim Schanzen-Spektakel rund um den Jahreswechsel?
Zwei Hoffnungsträger
Die besten Chancen auf den ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannawalds legendärem Vierfach-Triumph 2001/02 dürfte Raimund haben. Der 25-Jährige wurde wie Jürgen Klinsmann in Göppingen geboren, hat in Luca Raimund von Fortuna Düsseldorf einen Fußballprofi als Cousin - und zog doch als Elfjähriger nach Oberstdorf, um Skispringer zu werden. Genau dort, vor seiner eigenen Haustür, werden am Sonntag (16.30 Uhr/ARD) schon zur Qualifikation 16.000 Fans erwartet.
Vor allem die Konstanz spricht für Raimund, der die "Four Hills" auf sich zukommen lassen will. "Ich betrachte die Tournee als vier Einzelwettkämpfe. Wenn ich bei allen diesen vier Wettkämpfen eine starke Leistung zeige, kann am Ende auch etwas dabei herauskommen", sagt er.
Wie Raimund hat auch Hoffmann noch keinen Weltcupsieg auf seinem Konto, beide waren in dieser Saison aber schon nah dran. Kaum zu glauben: Senkrechtstarter Hoffmann ist zwar schon 28 Jahre alt, sein bislang bestes Tournee-Ergebnis ist aber der 42. Platz aus dem vergangenen Winter. Was auch daran liegt, dass er noch nie bei allen vier Springen einer Tournee am Start gewesen ist.
Wellinger, Geiger oder Paschke mit kleinem Wunder?
Hinter dem Top-Duo wird es aus deutscher Sicht indes eng. Der zweimalige Olympiasieger Wellinger und der ehemalige Skiflug-Weltmeister Geiger blieben zuletzt weit hinter den Erwartungen zurück und stiegen vor Weihnachten sogar aus dem Weltcup aus, um im Training nach Lösungen zu suchen. Top-Platzierungen wären daher ein Wunder. Pius Paschke wiederum, vor einem Jahr als Sechster der Tournee bester Deutscher, fehlt die Konstanz.
Was für das DSV-Team spricht: Die großen Favoriten sind andere, die Rolle als Jäger könnte Raimund und Hoffmann liegen. Vor allem Weltmeister Prevc, der zuletzt achtmal in Folge auf dem Podest stand, zeigt kaum Schwächen. Rechtzeitig zur Tournee ist aber auch Kobayashi wieder in Topform. Der Japaner gewann die Generalprobe in Engelberg, nun peilt er seinen vierten Gesamtsieg an.
Bleibt die Frage nach den Österreichern. Vor einem Jahr dominierten Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Stefan Kraft die Gesamtwertung, 11 von 12 Podestplätzen gingen an die Austria-Adler. Doch in diesem Winter läuft es nicht rund. Im Gesamtweltcup ist Kraft, der kürzlich erstmals Vater geworden ist, aktuell als Siebter bester ÖSV-Adler.
Doch am Ende ist es wie im Fußball mit dem Pokal: Die Tournee hat ihre eigenen Gesetze. Was bislang war, zählt nicht mehr, wenn die Ampel in Oberstdorf auf Grün springt. Und deswegen gilt auch für Philipp Raimund, Felix Hoffmann und Co.: Träumen ist erlaubt! Und nach der Vierschanzentournee ist vor den Olympischen Spielen.