Peking 2022

Seidels Schlussakt: Shorttrack-Ass nimmt Abschied von Olympia

Ein schwerer Sturz drohte Anna Seidels Shorttrack-Laufbahn zu beenden. Sie kämpfte sich zurück - und steht am Mittwoch wohl zum letzten Mal auf olympischem Eis.

Autor: DOSB
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 15. Februar 2022

Wenn sich Anna Seidel mutig in die Kurven stürzt, zischt das Eis unter ihren Kufen. Das Tempo ist hoch, die Pausen sind kurz - das Training vor ihrem großen Auftritt bei den Olympischen Winterspielen in Peking verlangt der deutschen Shorttrackerin alles ab. "Mir geht es gut", sagte sie dem SID hinterher, "ich bin froh, dass es endlich losgeht."

Als einzige deutsche Shorttrackerin war Seidel Anfang Februar nach China gereist. Am Mittwoch beginnt mit dem 1500-m-Rennen endlich ihr erster und einziger Wettkampf. Die Ziele der 23-Jährigen sind nach einer äußerst komplizierten Vorbereitung verhalten. 

Allein die Teilnahme ist ein Erfolg. "Ich muss mir vor Augen führen, dass ich mein großes Ziel, hierherzukommen, schon erreicht habe", sagte Seidel. Ins Halbfinale wolle sie aber mindestens einziehen: "Man kommt nicht hierher, um in der ersten Runde rauszufliegen." 

Seidel will Frieden schließen mit den Olympischen Winterspielen. Trotz ihres jungen Alters ist sie schon zum dritten Mal dabei. 2014 debütierte sie als 15-Jährige, damals ganz ohne Druck. Vier Jahre später in Pyeongchang war das anders. Seidel trat als deutsches Shorttrack-Aushängeschild an, die Erwartungen von außen, aber auch die an sich selbst, waren groß - zu groß.

Seidel stürzte mehrfach, konnte über keine Distanz ihr Leistungsvermögen voll abrufen. Die Enttäuschung war riesig. Tränen flossen. 

Die wird es in Peking nicht geben. Zu groß ist der Rückschlag, von dem sie sich bereits zurückgekämpft hat. Bei einem schweren Trainingssturz im vergangenen März erlitt die Dresdnerin einen Schien- und Wadenbeinbruch. Zwischenzeitlich dachte sie an das Karriereende, die Aussicht auf die Olympischen Winterspiele jedoch ließ sie weiterkämpfen. 

Ganz beschwerdefrei ist sie noch immer nicht. Es gebe Phasen, "wo es wehtut", sagte Seidel: "Aber wir haben es ganz gut im Griff, ich habe beim Gehen keine Schmerzen mehr. Ich bin bereit." In Bestform ist die EM-Zweite von 2021 nicht. Bei etwa 90 Prozent ihres Leistungsvermögens sei sie inzwischen aber wieder angekommen. 

Am Mittwoch will Seidel das im Wettkampf beweisen. Und dann? Die WM im März will sie noch laufen, bei den nächsten Winterspielen 2026 ist sie sehr wahrscheinlich nicht mehr dabei. Ein vierter Olympiastart, so Seidel, "ist relativ ausgeschlossen."

Seidel plant den Beginn eines Management-Studiums. Womöglich zieht es sie auch nach Nordamerika, wo ihr Freund, der deutsche NHL-Profi Moritz Seider (Detroit Red Wings), aktiv ist. Sie wolle "das andere Leben kennenlernen, studieren und in anderen Bereichen einen Leidenschaft finden, die ich im Sport gefunden habe".

 

Quelle: DOSB, SID