World Games

Rettungsschwimmen: Deutsches Team sorgt für Medaillenflut

Zweimal Gold für Fahnenträgerin Nina Holt, sogar drei Medaillen für Youngster Lena Oppermann und ein überraschendes Silber für Alica Gebhardt. Nur die Männer waren am Auftakttag der World Games in Chengdu ein wenig enttäuscht.

4 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 08. August 2025

Weltrekorde für Nina Holt und die Frauenstaffel

Es wirkte so, als wisse sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Doch weil es für Trauer nun wirklich keinen Grund gab, ließ Lena Oppermann zwar ihren Tränen freien Lauf, als sie nach ihrem dritten Rennen des Tages in die Mixedzone kam, doch es waren Tränen der Freude. Auch wenn sie unbedingt Gold hatte gewinnen wollen über die 100 Meter Manikin Carry mit Flossen, war die 20 Jahre alte Rettungsschwimmerin an einem herausragenden ersten Wettkampftag für die Auswahl der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bei den World Games in Chengdu die Frau der Stunde. Drei Medaillen an einem Tag – das musste erst einmal verarbeitet werden. „Ich kann es kaum glauben. Vor zwei Tagen habe ich mir noch große Sorgen gemacht, ob ich überhaupt etwas gewinne, weil gar nichts klappen wollte. Und nun habe ich schon drei Medaillen. Das ist wirklich unfassbar“, sagte die Athletin von der DLRG Halle-Saalekreis.

Begonnen hatte die Medaillenflut im Sancha Lake Campus an der Sportuniversität der 20-Millionen-Einwohner-Metropole in der südwestchinesischen Provinz Szechuan mit einem Doppelschlag. Nina Holt (22/DLRG Harsewinkel), die am Donnerstagabend bei der Eröffnungsfeier noch die deutsche Fahne getragen hatte, blieb im ersten Rennen der Wettkämpfe im Lifesaving über 100 Meter Rescue Medley fünf Hundertstelsekunden unter ihrem eigenen Weltrekord und holte in 1:03,69 Minuten Gold vor Lena Oppermann (+5,00 Sekunden). Gemeinsam gewannen die beiden dann eine halbe Stunde später Gold in der 4x50-Meter-Pool-Lifesaver-Staffel mit Julia Hennig (27/DLRG Bietigheim-Bissingen) und Undine Lauerwald (22/DLRG Halle-Saalekreis) und unterboten den Weltrekord Italiens in 1:51,07 Minuten gleich um 2,70 Sekunden.

Lena Oppermann konnte sich nichts vorwerfen

„Ich bin natürlich sehr glücklich, dass ich mit zwei Goldmedaillen in diese World Games gestartet bin“, sagte Nina Holt, die von der International World Games Association zur „Athletin des Tages“ gekürt wurde und deshalb am Freitagabend zu einer Gala auf die TWG Plaza in der Innenstadt durfte. Das Rampenlicht überließ die Sportsoldatin vom SC Magdeburg, die bei der vorangegangenen World-Games-Ausgabe 2022 in Birmingham (USA) viermal Gold und einmal Bronze geholt hatte, aber gern der jüngeren Kollegin, die ihre dritte Medaille dann über ihre Paradestrecke holte – Silber mit 17 Hundertstelsekunden Rückstand auf die Italienerin Lucrezia Fabretti (51,09 Sekunden).

„Natürlich wollte ich Gold, und der Rückstand war knapper, als ich im Becken dachte. Aber ich hatte schon zwei harte Rennen hinter mir und kann mir deshalb nichts vorwerfen. Ich habe alles gegeben“, sagte Lena Oppermann, die am Samstag (8 Uhr, alle Zeiten MEZ) gemeinsam mit Nina Holt noch im 50 Meter Manikin Carry sowie in den Staffeln über 4x25 Meter Manikin (8.30 Uhr) und 4x50 Meter Medley (9.30 Uhr) antritt.

DAMIT HATTE SIE NICHT GERECHNET

Alica Gebhardt war mega platt, aber überglücklich

Weitere Silbermedaillen gingen an Alica Gebhardt (27/DLRG Harsewinkel), die über die 200 Meter Super Lifesaver mit 3:10 Sekunden Rückstand auf Fabretti (2:23,09 Minuten) ebenso Zweite wurde wie die 4x50-Meter-Pool-Lifesaver-Staffel der Männer mit Sebastien Pierre-Louis (25/DLRG Bad Wünnenberg), Jan Malkowski (32/DLRG Schloss Holte-Stuckenbrock), Danny Wieck (33/DLRG Bad Wünnenberg) und Tim Brang (27/DLRG Schloss Holte-Stuckenbrock), die acht Zehntelsekunden hinter Italien (1:39,12 Minuten/neuer Weltrekord) anschlugen. Den Medaillensatz komplettierte Felix Hofmann (20/DLRG Kelkheim/+1:92), der im 200 Meter Super Lifesaver Bronze hinter den Italienern Francesco Ippolito (2:06,74 Minuten) und Fabio Pezzotti (+0:27) gewann. 

Gebhardt sprach hinterher von „einem der härtesten Rennen meiner Karriere“, und das war angesichts der Dramatik sicherlich nicht untertrieben. Vor dem letzten Wechsel auf den Gurtretter hatte sie noch außerhalb der Medaillenränge gelegen, plötzlich war sie die Führende – und musste unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte nur Lucrezia Fabretti noch vorbeiziehen lassen. „Ich habe gewusst, dass die Gurtretter hier neu sind und man sich beim Einhaken konzentrieren und etwas Zeit lassen muss. Das hat sich ausgezahlt“, sagte sie. „Ich habe auf den letzten 50 Metern gesehen, dass nicht viele neben mir waren, und habe versucht, es ins Ziel zu retten. Aber ich war mega platt und bin deshalb überglücklich. Von einer World-Games-Medaille habe ich immer geträumt und kann es noch nicht glauben.“

Silber für Männer-Staffel eine kleine Enttäuschung

Ein wenig enttäuscht war die Männer-Staffel. „Im ersten Moment tut es schon weh, denn wir haben mit Gold gerechnet“, sagte World-Games-Legende Danny Wieck, „aber wir wussten, dass Italien saustark ist, und am Ende gewinnt eben der Beste.“ Der wollen die DLRG-Männer in den beiden Staffeln am Samstag (8.35 und 9.35 Uhr) werden. Wieck, der nach den World Games seine internationale Karriere beendet, will diese zudem mit einer Medaille über die 50 Meter Manikin Carry (8.05 Uhr) krönen.

Kai Schirmer war mit dem Auftakttag hochzufrieden. „Nina und Lena haben die Latte schon zu Beginn sehr hoch gelegt, aber die anderen haben gezeigt, dass sie damit umgehen können. Unser Team hat kühlen Kopf bewahrt. Viel besser hätte es nicht laufen können, ich bin wahnsinnig stolz auf die Mannschaft“, sagte der DLRG-Sportdirektor, der in der Arena noch ein kurzes Gespräch mit der aus Peking angereisten deutschen Botschafterin Dr. Patricia Flor führen konnte. Anschließend ging es ins Hotel – ausruhen und Kraft schöpfen für den zweiten Tag, der wieder viele Anlässe für Freudentränen liefern soll.