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WM-Silber glänzt für Teilzeit-Ruderer Zeidler "mit goldenem Rand"

© World Rowing / Benedict Tufnell

Olympiasieger Oliver Zeidler holt bei der Ruder-WM fast aus dem Stand Silber. Aus der Niederlage zieht er Motivation für die Zeit bis LA 2028. Doppelvierer der Frauen sicherte die erste Medaille bei der Ruder-WM.

Autor: sid
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 28. September 2025

Motivation für LA 2028

Oliver Zeidler trug den neuen Einer-Weltmeister Stefanos Ntouskos zusammen mit Bronzemedaillengewinner Jauhen Salaty auf den Schultern und erwies dem Griechen damit seine Reverenz. Doch außer mit Silber verließ der entthronte Olympiasieger die Ruder-WM in Shanghai nach dem gelungenen Abschluss seines Teilzeit-Experiments vor allem auch mit dem festen Glauben an kommende Triumphe - einschließlich Olympiagold 2028 in Los Angeles.

"Diese Silbermedaille glänzt mit einem goldenen Rand", sagte Zeidler noch vor der Siegerehrung in Anspielung auf sein studiusmbedingt rigoros zusammengestrichenes Trainings- und Wettkampfpensum im nacholympischen Jahr: "Silber ist ein guter Start in die Olympiade. Das ist jetzt eine gute Motivation, denn ich habe nicht gewonnen."

Edelmetall "schöner Bonus"

Offenbar hatte das 2,03 m große Kraftpaket einen vierten WM-Triumph sogar regelrecht als Hemmschuh für seinen bevorstehenden Wiedereinstieg ins volle Pensum befürchtet: "Mit Gold hätte ich ja sagen können, acht Wochen Training reichen auch - so aber bin ich heiß auf die neue Saison."

Tatsächlich jedoch darf sich Zeidler nach seinem ausklingenden Sabbatjahr seiner grundsätzlichen Leistungsstärke und wohl auch Überlegenheit in China noch sicherer geworden sein. Im Vorlauf und Halbfinale souverän, lag Deutschlands Sportler des Jahres 2024 im Endlauf gerade einmal nur 0,42 Sekunden hinter Tokio-Olympiasieger Ntouskos.

Nichts also, was der 29-Jährige mit vollem Saft nicht aufholen könnte. Für seinen anstehenden Master-Abschluss in Business Administration in Lausanne hatte Zeidler schließlich im Sommer auf die EM in Plowdiw sowie die ganze Weltcupsaison verzichtet. Einzig bei der prestigeträchtigen Henley-Regatta hatte sich der Oberbayer vor Shanghai in die Riemen gelegt, war aber nach seiner dreijährigen Siegesserie in London im Halbfinale ausgeschieden.

"Ich war schon zufrieden, dass ich nach acht Wochen das A-Finale erreicht hatte", sagte Zeidler nun in China, "dass ich mit Edelmetall rausgehe, ist ein schöner Bonus."

Doppelvierer: Nach Olympia-Bronze auch noch WM-Bronze

Auf Platz drei in Paris folgt WM-Bronze: Der Doppelvierer der Frauen hatte dem Deutschen Ruderverband die erste Medaille bei den Weltmeisterschaften in Shanghai beschert. Das Quartett mit Schlagfrau Pia Greiten landete im Finale am Donnerstag hinter den Booten aus den Niederlanden und Großbritannien auf Rang drei und sicherte sich damit wie schon im Vorjahr bei den Olympischen Spielen Bronze.

"Ich bin sehr stolz auf uns. Wir wären gerne um mehr gefahren, haben aber alles auf dem See gelassen und können sehr zufrieden sein", sagte Greiten, Lisa Gutfleisch ergänzte: "Wir mussten uns die Medaille hart erarbeiten, es war kein leichtes Spiel. Darauf können wir alle stolz sein." Trainer Marcin Witkowski war voll des Lobes und bilanzierte: "Wir gehören zur Weltspitze."

Schon in Paris hatten die Doppelvierer aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien die Medaillen unter sich ausgemacht. Greiten ist die letzte verbliebene Athletin aus dem Erfolgsboot des Vorjahres, Sarah Wibberenz, Frauke Hundeling und Gutfleisch waren in dieser Saison neu ins Boot gerückt. Der Doppelvierer der Männer verpasste als Fünfter dagegen das Podest, eine Medaille für das junge DRV-Quartett wäre eine Überrschung gewesen.

gemischte WM-Bilanz

Zeidlers Silber war die insgesamt vierte WM-Medaille für  den Deutschen Ruder-Verband (DRV) in Shanghai nach dem Vorlauf-Debakel des Deutschland-Achters vor einem Schlag ins Wasser. Zeidlers Podestplatz und die vorherige Bronzemedaille für den Frauen-Doppelvierer erfüllten die Zielvorgabe von DRV-Sportvorstand Robert Sens für die Spitze in den olympischen Bootsklassen. Mit fünf A-Final-Teilnahmen, darunter erstmals seit 2009 auch wieder der Frauen-Achter, blieben die deutschen Skuller jedoch in der Breite einen Endlauf-Platz unter der vorgegebenen Marke.

"Wir können zufrieden sein", bilanzierte Sens: "Wir befinden uns im ersten Jahr der Neuorientierung. Das neu ausgerichtete Training braucht Zeit, um seine Wirkung zu entfalten."