
Darja Varfolomeev muss bei der WM in der Rhythmischen Sportgymnastik in Rio erst eine Enttäuschung hinnehmen - und glänzt dann abermals auf Weltklasseniveau. Auch ihre Teamkollegin Simakova überzeugt.
Fünf goldene WM-Medaillen
Erst schlug Darja Varfolomeev die Faust auf die Wettkampffläche, dann riss sie beide Arme jubelnd hoch. Nach ihrer letzten Übung mit dem Band stand am Sonntag fest: Die Olympiasiegerin in der Rhythmischen Sportgymnastik von 2024 verlässt Rio de Janeiro mit fünf WM-Goldmedaillen. Und das, obwohl sie zu Beginn des Schlusstages einen unerwarteten Rückschlag hatte verkraften müssen.
"Ich bin sehr froh, dass der Wettkampf jetzt zu Ende ist und es so gut gelaufen ist", sagte Varfolomeev nach der letzten Entscheidung, "natürlich war der Fehler mit dem Reifen, als eine Hand auf der Fläche war, sehr schade, aber ich habe trotzdem ohne Verluste sehr gut durchgezogen."
Bronze mit dem Band für Anastasia Simakova
Im Einzelfinale mit dem Reifen hatte es etwas überraschend nur zu Rang fünf gereicht, neben der neuen Weltmeisterin Sofia Raffaeli aus Italien (30,650 Punkte) hatten sich auch Stiliana Nikolowa aus Bulgarien (29,950) und die zweite deutsche Starterin Anastasia Simakova (29,400) vor Varfolomeev eingereiht. Doch die Schülerin ließ sich davon nicht beirren. Zunächst verwies sie mit 29,850 Punkten mit dem Ball Rin Keys aus den USA (29,050) und Raffaeli (28,750) auf die Plätze.
Anschließend war sie auch mit den Keulen und mit dem Band nicht zu schlagen. Mit den Keulen schaffte Varfolomeev 31,700 Punkte und setzte sich vor Amalia Lica aus Rumänien (29,000) und Nikolowa (28,800) durch, mit dem Band holte sie dank 30,250 Punkten vor Nikolowa (29,800) und der Ukrainerin Taisiia Onofriitschuk (29,100) Gold. Simakova wurde im Wettkampf mit dem Band Sechste.
WM-Mehrkampftitel verteidigt
Bereits am Freitag hatte Varfolomeev die größte aller Drucksituationen eindrucksvoll gemeistert und im Mehrkampf die Goldmedaille gewonnen. Doch als sie in der Arena Carioca 1 im Olympiapark von Rio auf dem Siegerpodest stand, war sie plötzlich ratlos - denn statt der deutschen wurde die georgische Hymne eingespielt. Ein Ärgernis, über das Varfolomeev etwas zerknirscht hinwegsah. "Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas bei einer WM passiert", sagte sie, "aber jetzt ist es sowieso nicht mehr zu ändern."
Varfolomeev hätte Besseres verdient gehabt nach ihrem abermaligen Weltklasse-Auftritt in Rio, mit dem sie sich erneut zur Königin ihrer Sportart kürte. Mit vier fehlerfreien Übungen mit dem Ball, den Keulen, dem Band und dem Reifen hatte die Olympiasiegerin von Paris klargemacht, dass es auch 2025 im Mehrkampf kein Vorbeikommen an ihr geben würde.
Varfolomeev, die bereits vor zwei Jahren den WM-Titel im Mehrkampf gewonnen und in Rio schon in der Qualifikation als Beste restlos überzeugt hatte, hatte sich mit ihrer Freude mit Blick auf die Einzelentscheidungen allerdings noch zurückgehalten. Sie sei "noch nicht ganz erleichtert, weil ich weiß, dass am Sonntag noch die Gerätefinals sind", hatte sie gesagt.
Auch die RSG-Queen macht Fehler
Nach Brasilien war Varfolomeev nicht nur als Weltmeisterin im Mehrkampf, sondern auch als jeweilige Titelträgerin mit den vier Handgeräten gereist. Bei der WM 2023 in Valencia hatte sie fünf von fünf möglichen Goldmedaillen in den Einzelwettbewerben gewonnen - ein spektakulärer Triumph, der auch in Rio wieder möglich schien. Zumal am Samstag durch die Goldmedaille in der Teamwertung, die disziplinübergreifend aus den Einzel- und Gruppenergebnissen gebildet wird, noch ein weiterer Titel hinzugekommen war.
Als am Sonntag dann die letzte Übung absolviert war, konnte Varfolomeev ihrer Erleichterung und Freude endlich freien Lauf lassen - trotz eines minimalen Schönheitsfehlers.