Ohnehin durchwachsene Bahn-Weltmeisterschaften enden für das deutsche Team mit empfindlichen Rückschlägen. Vor allem für Sprint-Ass Lea Sophie Friedrich lief es in Chile nicht rund.
Kopfschmerzen mit Blick auf LA 2028
Gold-Held Moritz Augenstein und der ewige Roger Kluge fühlten sich schlicht um Bronze betrogen, Lea Sophie Friedrich war auch nach ihrem letzten Rennen ebenso medaillen- wie ratlos: Nach einer insgesamt doch recht durchwachsenen WM in Santiago de Chile trat das deutsche Bahnrad-Team einigermaßen ernüchtert die Heimreise an - und mit einigem Kopfschmerzen im Hinblick auf Olympia 2028.
"Das entsprach definitiv nicht dem Anspruch, den wir haben", sagte Sprint-Bundestrainer Jan van Eijden über das Abschneiden seiner einstigen Golden Girls um die achtmalige Weltmeisterin Friedrich: "Wir waren überall mit dabei, aber es hat nirgendwo gereicht, um eine Medaille zu holen. Andere Nationen haben nicht nur aufgeschlossen, sondern sind definitiv auch vorbeigezogen."
Im abschließenden Keirin-Wettbewerb war Friedrich, immerhin zweimal Weltmeisterin in dieser Disziplin, nicht über Platz sechs hinausgekommen. Nach Rang vier im 500-m-Zeitfahren, und den fünften Plätzen im Einzelsprint sowie im Teamsprint mit Pauline Grabosch und Alessa-Catriona Pröpster im Teamsprint war es die nächste Enttäuschung für die 25-Jährige. Erstmals seit ihrer WM-Premiere 2019 blieb sie ohne Medaille.
Eine wackelnde Medaillenbank
"Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht weh tut", sagte Friedrich. Bis Olympia 2024 waren die deutschen Sprinterinnen eine Medaillenbank, in Paris holte Friedrich Silber im Einzelsprint und Bronze im Teamsprint. Mit Emma Hinze, die zumindest vorerst wegen ihrer Schwangerschaft aussetzt, und Grabosch hatte Hinze von 2020 bis 2023 viermal in Folge WM-Gold im Teamsprint gewonnen.
Noch hat Friedrich viele gute Jahre vor sich, doch auf dem Weg zu den Sommerspielen in Los Angeles 2028 wartet viel Arbeit. "Wir werden zu Hause analysieren, was wir anders machen müssen", sagte van Eijden.
Zur absoluten Weltspitze zählt weiterhin der deutsche Frauen-Vierer, der mit den Tokio-Olympiasiegerinnen Franziska Brauße und Lisa Klein sowie Messane Bräutigam und Laura Süßemilch Silber holte. Und vor allem dank es spät berufenen Augenstein (28), der bei seiner WM-Premiere Sensations-Gold im Scratch gewann, sind die Perspektiven bei den Männern erfreulich gut.
Augenstein hatte am Sonntag im Madison bereits mit dem unverwüstlichen Kluge (39), der ein Jahr zuvor mit Tim Torn Teutenberg den Titel in jenem Zweier-Mannschaftsfahren geholt hatte, über eine weitere Medaille gejubelt - zumindest kurzzeitig. Dann aber wurde das Ergebnis auf Platz vier korrigiert. Unschön. Eklatanter aber war, dass während des Rennens das falsche Resultat eingeblendet wurde - was die deutsche Taktik entscheidend beeinflusste.
"Es fühlt sich an, als wären wir um eine Medaille betrogen worden", sagte Bundestrainer Lucas Schädlich: "Sie haben die ganze Zeit die falschen Punkte angezeigt. Wäre das richtige Ergebnis eingeblendet gewesen, wären wir das Rennen ganz anders gefahren, hätten die Dänen mehr im Blick gehabt."