World Games

Auch mit Flossen ist Deutschland eine Macht

Zweimal Gold, einmal Silber und ein fulminanter Weltrekord für das Flossenschwimm-Team am dritten Wettkampftag bei den World Games. Wakeboarder rocken die Cable-Wettbewerbe, Beachhandball-Teams stehen im Halbfinale.

5 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 10. August 2025

Wakeboard-Team gewinnt kompletten Medaillensatz

Eine Medaille war die Vorgabe, am Ende eines überragenden Wettkampftags hatte das deutsche Cable-Wakeboard-Team einen kompletten Satz gewonnen. In der Frauenkonkurrenz war Julia Rick (32/CWBS Brühl) ihren fünf Kontrahentinnen deutlich überlegen und siegte mit 86,40 Zählern und damit acht Punkten Vorsprung auf die Italienerin Vanessa Tittarelli und 12,60 auf die amtierende Weltmeisterin Sanne Meijer (Niederlande). „Diese Medaille bedeutet mir mega viel. Es war immer mein Traum, bei den World Games Gold zu holen, und als es klar war und ich meinen Namen über die Lautsprecher hörte, habe ich fast geweint“, sagte sie. 

Im Finale der Männer mussten sich Max Milde (23/WSC Rheinhausen) und Florian Weiherer (24/Allgemeiner Deutscher Wakeboardclub) nur dem französischen Weltmeister Loic Deschaux geschlagen geben, der im zweiten Lauf 95 von 100 möglichen Punkten zugesprochen bekam. Damit lag er 30 Punkte vor Vizeweltmeister Weiherer, aber nur 2,2 vor Europameister Milde – der nach Lauf eins noch geführt hatte. „Das Wichtigste für mich ist, dass ich gemeinsam mit dem Flo auf dem Podest stehen kann. Wir sind beste Freunde, mehr als Brüder, wir machen im Sport alles zusammen, ich telefoniere mehr mit ihm als mit meiner Freundin“, sagte der Duisburger. Der Münchner Weiherer stimmte zu. „Es gibt nichts Besseres, als mit Max gemeinsam eine Medaille zu holen. Bei einer EM haben wir das schon einmal geschafft, aber bei den World Games ist es eine ganz andere Geschichte“, sagte er. 

Vom Effzeh zur besten Wakeboarderin der Welt

Fahnenträger Max Poschart glänzt zum Auftakt im Flossenschwimmen

Die deutschen Flossenschwimmer*innen haben einen goldenen Auftakt in ihre Wettbewerbe erlebt. Mit Unterstützung einer größeren DLRG-Delegation um die fünffache Goldgewinnerin Nina Holt feierten sie an ihrem ersten Wettkampftag neben zweimal Gold und einmal Silber auch einen fulminanten Weltrekord. In 59,35 Sekunden schwammen Max Poschart (30/SC DHfK Leipzig), Justus Mörstedt (24/SC DHfK Leipzig), Niklas Lossner (18/SC DHfK Leipzig) und Marek Leipold (19/TSC Erfurt) als erste 4x50-Meter-Surface-Staffel überhaupt unter die magische Minutenmarke. Im Ziel waren sich alle einig: „Dass wir unseren eigenen Weltrekord jetzt nochmal so steigern konnten und als erste und einzige Staffel in dieser Disziplin unter einer Minute geblieben sind, ist unglaublich“, sagte Marek Leipold. 

Fahnenträger Poschart setzte bereits zum Auftakt seiner Wettkämpfe in Chengdu ein erstes Ausrufezeichen: Über 100 Meter Surface der Männer schwamm er in 33,81 Sekunden nicht nur zu Gold, sondern stellte auch einen neuen World-Games-Rekord auf. Trainingspartner Mörstedt machte den deutschen Doppelerfolg perfekt und gewann in 34,81 Sekunden Silber. „Eigentlich bin ich das Rennen zu schnell angegangen, aber als ich gesehen habe, dass ich auf der Höhe der Besten bin, hat mich das nochmal richtig motiviert. Dass es für Silber mit Bestzeit gereicht hat, ist unglaublich. Vor fünf, sechs Jahren habe ich noch zu Max hochgeschaut, jetzt stehe ich mit ihm auf dem Podium“, sagte Mörstedt nach dem Rennen.   

Auch wenn bei den Frauen keine Medaille heraussprang, erfüllten sie die Erwartungen. Lilly Placzek (21/SG Dresden) landete im Bi-Fins-Sprint über 50 Meter in 22,04 Sekunden ebenso auf Rang sechs wie Michèle Rütze (25/SG Dresden) mit 1:31,39 Minuten über 200 Meter Surface. In der 4x100-Meter-Surface-Staffel belegten Rütze, Nadja Barthel (20/SC DHfK Leipzig), Kyra Säbisch (17/SC DHfK Leipzig) und Johanna Schikora (23/TC fez Berlin) in 2:46,18 Minuten Platz sieben. Zu Gold schwamm unter großem Jubel der einheimischen Zuschauer*innen die chinesische Staffel. 

Vierte Plätze im Ju-Jutsu und Tauziehen

Vierte Plätze sind immer undankbar, weil die Medaille greifbar war. Dennoch waren die deutschen Tauzieherinnen mit ihrer Leistung keineswegs unzufrieden. „Das war stark vom Team. Wir haben uns sehr gut verkauft und waren gegen Schweden nicht weit davon entfernt, Bronze zu holen”, sagte Chefbundestrainer Thomas Kaltenbach. Gegen die Skandinavierinnen gab es im Bronzematch ebenso ein 0:3 wie im Halbfinale gegen den späteren Sieger Taiwan. Die Vorrunde hatte das Team nach je einem Sieg und Remis sowie drei Niederlagen auf Rang vier abgeschlossen. Ebenfalls Vierte wurden im Ju-Jutsu Irina Brodski (JC Wetzlar), die im Ne-Waza bis 52 Kilogramm einen Tag nach ihrem 40. Geburtstag im Kampf um Bronze nach Punkten gegen Pnina Aronov aus Israel unterlag, sowie das Duo Ian Butler (29)/Felix Paszkiewicz (28/beide SV Niederroth), die im Open Mixed im Bronzeduell nach Punkten gegen Salah Ben Brahim/Elisa Marcantoni aus Italien verloren. 

Im Langstreckenrennen des Kanumarathons über 21,5 Kilometer sicherte sich Nico Paufler (27/KG Essen) mit 3:10,25 Minuten hinter dem dänischen Sieger Mads Brandt Pedersen (1:35:28,44 Stunden) Platz sieben. Bei den Frauen erreichte Caroline Heuser (18/AKC Oberhausen) mit fast neun Minuten Rückstand auf die schwedische Siegerin Melina Andersson (1:48:11,11 Stunden) das Ziel auf Rang zwölf. Im Sprint des Orientierungslaufs sorgte Hanna Müller (29/Gundelfinger TS) mit Rang acht für das beste Ergebnis, sie lag 2:10 Minuten hinter Siegerin Simona Aebersold (Schweiz/15:00). Birte Friedrichs (27/MTV Seesen) kam mit 3:38 Minuten Rückstand auf Platz 20. Bei den Männern siegte der Belgier Yannick Michiels in 14:59 Minuten, Anselm Reichenbach (21/NTNUI) kam mit 1:03 Minuten Rückstand auf Rang 14, Bojan Blumenstein (32/OSC Kassel/+1:42) belegte Rang 18. 

Nichts zu holen gab es für den Vierer der Männer in der Sportakrobatik. Nach einem schwerwiegenden Fehler in der Tempo-Übung war der Halbfinaleinzug für Andreas Benke (18), Aaron Borck, Pascale Dressler und Carl Frankenstein (alle 21 und Dresdner SC) trotz einer starken Balance-Übung nicht mehr machbar, am Ende stand Platz sechs. Im Doppelmini-Trampolin-Wettkampf der Frauen belegte Anastasia Heinrich (20/Norderstedter SV) Rang sieben. 

Beachhandball-Teams im Halbfinale, kein Spielbetrieb beim Faustball

Landunter herrschte wegen des Starkregens in Chengdu beim Faustball. Alle für Sonntag geplanten Matches wurden auf Montag verschoben. Die deutschen Männer sind doppelt gefragt und müssen sich gegen die Schweiz (4.30 Uhr, alle Zeiten MEZ) und Österreich (11.30 Uhr) beweisen. Die Frauen treten gegen Brasilien an (8.30 Uhr). Im Beachhandball wurden die Viertelfinalspiele trotz der üblen Wetterbedingungen durchgezogen. Die deutschen Frauen qualifizierten sich als Titelverteidiger durch ein 2:0 (28:11, 22:5) gegen China für das Halbfinale, in dem am Montag (11.10 Uhr) gegen Dänemark deutlich mehr Gegenwehr wartet. Viel spannender machten es die Männer, die Mitte Juli noch den EM-Titel gewonnen hatten. Gegen Dänemark siegten sie nach dem sechsten Penalty im Shoot-out mit 2:1 (23:24, 14:12, 10:8) und messen sich im Halbfinale am Montag (12 Uhr) mit Brasilien. Ausgeschieden ist das Korfball-Mixedteam, das im dritten und letzten Gruppenspiel mit dem 19:20 gegen Tschechien die dritte Niederlage verkraften musste. 

Viertelfinalaus für Squasherin Beinhard, starker Start im Billard

Der Medaillenkampf von Saskia Beinhard im Squash ist beendet. Die 26-Jährige vom Paderborner SC verlor im Viertelfinale gegen die Französin Marie Stephan mit 0:3 (7:11, 6:11, 9:11). „Mit Platz fünf unter 32 Athletinnen kann sie zufrieden sein. Diese Platzierung zeigt, dass sie auf höchstem Niveau mithalten kann”, sagte Chefbundestrainer Oliver Pettke. Im Mixed-Duo des Discgolf-Wettbewerbs belegten Wiebke Jahn (39/TV Helmstedt) und Timo Hartmann (21/Ostsee Discgolf Kellenhusen) nach einem klaren 7 up gegen Yanwen Ma/Chenfei Zhao (China) in der Endabrechnung Platz 15. 

Einen starken Auftakt in die Gruppenphase erwischten die Mitglieder des deutschen Billard-Teams. Im Dreiband gewann Martin Horn (54/BC International Berlin) seine Gruppenpartien gegen Erick Tellez (Costa Rica) mit 40:19 und gegen den Südkoreaner Myungwoo Cho mit 40:38. Pia Filler (27/BC Oberhausen) bezwang im 10-Ball die zweifache Weltmeisterin Rubilen Amit (Philippinen) mit 7:4, unterlag am Abend aber mit 5:7 gegen Shasha Liu (China). Ina Kaplan (38/BC Siegtal) schlug die amtierende Weltmeisterin Kristina Tkach (Team Neutrale Athleten) mit 7:5. Im 10-Ball der Männer bezwang Joshua Filler (27/BC Oberhausen) den Polen Wojchiech Szewczyk mit 9:5, im Snooker setzte sich Alexander Widau (21/1. SC Mayen-Koblenz) gegen den Chinesen Xiaolong Liang mit 2:0 durch.