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Titel-Traum lebt: U21 nach Krimi "mausetot und überglücklich"

Die U21 übersteht gegen Italien einen wahren Krimi. Vor dem Halbfinale gegen Frankreich steht Regeneration an erster Stelle.

Autor: Team D // Konstantin Füller
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 23. Juni 2025

"Bei mir geht nichts mehr"

Nick Woltemade sehnte sich nach dem nervenaufreibenden Krimi einfach "direkt ins Bett", als sich die meisten seiner abgekämpften Teamkollegen tief in der Nacht noch in die Eistonne schleppten. Viel Zeit blieb der deutschen U21 nicht, um sich vom dramatischen Halbfinal-Einzug und dem emotionalen 3:2 (2:2, 0:0) nach Verlängerung gegen Italien zu erholen. Bereits am Mittwoch wartet gegen Frankreich der nächste Kracher.

"Regenerieren, gut essen, gut schlafen", sagte Trainer Antonio Di Salvo - und gab damit gleich wieder die Richtung vor. Nach dem Abpfiff in Dunajska Streda musste sich der 46-Jährige erst einmal sammeln. Er spüre eine "unglaubliche Erleichterung", sagte Di Salvo, der sich auch die Glückwünsche von DFB-Sportdirektor Rudi Völler abholte: "Ich weiß nicht, wie viele Steine mir am Ende vom Herzen gefallen sind."

Auch bei seinen Spielern hinterließ das Drama in drei Akten Spuren. "Ich bin mausetot - und einfach nur glücklich", sagte Kapitän Eric Martel, der angeschlagen ausgewechselt werden musste, bei Sat.1: "Egal, was uns passiert, wir können das immer abschütteln und noch einen draufsetzen."

Erstmals in diesem Turnier musste die DFB-Auswahl einen Rückstand aufholen, nach den Treffern von Woltemade (68.) und Nelson Weiper (87.) und den beiden Gelb-Roten Karten gegen Wilfried Gnonto (81.) und Mattia Zanotti (90.) sah das deutsche Team bereits wie der sichere Sieger aus. "Es war ein Schock. Wir haben unnötig 30 Minuten mehr in den Knochen", sagte Di Salvo über den Last-Minute-Ausgleich von Giuseppe Ambrosino (90.+6), der mit einem traumhaften Freistoß die Verlängerung und Italiens neuen Nationaltrainer Gennaro Gattuso auf der Tribüne zum Jubeln gebracht hatte.

In doppelter Überzahl fiel der DFB-Auswahl zunächst wenig ein, dann sorgte der eingewechselte Freiburger Merlin Röhl für die Erlösung (117.). "Ein Auf und Ab der Gefühle. Ich habe den Moment sehr genossen", sagte der Matchwinner. "Das war ein geiles Spiel am Ende, so knappe Siege sind immer die schönsten", meinte auch Weiper: "Jetzt wollen wir durchgehen, wollen ins Finale."

Bis nach Bratislava ist es jedoch in vielerlei Hinsicht ein kräftezehrender und weiter Weg. Bereits am Montag ging es für die Mannschaft mit dem Flieger einmal quer durch die Slowakei ins etwa 350 Kilometer entfernte Kosice nahe der ukrainischen Grenze, wo am Mittwoch (21.00 Uhr/Sat.1) gegen Frankreich der vorletzte Schritt zum Titel gemacht werden soll. "Die Lust ist riesig. Wenn wir jetzt nicht an das Finale und den Titel denken würden, wäre das schon komisch", sagte Di Salvo.

Doch vorher gilt es, die Akkus wieder aufzuladen. "Ein unfassbares Spiel. Ich habe Schmerzen", sagte Torhüter Noah Atubolu. "Bis zum Anschlag, bei mir geht nichts mehr", meinte auch Rocco Reitz. "Wir müssen jetzt jede Sekunde nutzen."

Und am Ende des Abends war auch Di Salvo "froh, dass ich mal durchatmen kann. Das war nervenaufreibend. Ich muss mit dem Ärzteteam sprechen, mit den Jungs sprechen - und dann werden wir gut vorbereitet in das Halbfinale gehen", sagte der Trainer.