Den deutschen Frauen und Männern gelingt überraschend ein verheißungsvoller Auftakt in den alpinen Winter.
Der Slalom ist das Wichtigste
Lena Dürr sah sich nach ihrem verblüffend gelungenen Auftakt in die Saison gleich mal genötigt, ihre Prioritäten klarzustellen. Nein, sagte sie, wann sie das nächste Mal in einem Riesenslalom an den Start gehe, das wisse sie "ehrlich gesagt noch nicht", sie und die Trainer, "wir haben da keinen Plan", und überhaupt: "Der Slalom ist das Wichtigste." Was man so auf die Schnelle sagt, wenn man nicht nur sich selbst überrascht.
Im Slalom gehört Dürr seit zwei Jahren zur Weltelite. Nach Bronze bei der WM 2023 belegte sie im vergangenen Winter im Weltcup Rang zwei, nur die Ski-Königin Mikaela Shiffrin war besser. So, und jetzt das: Beim Weltauftakt am Samstag in Sölden fuhr die 31-Jährige plötzlich im Riesenslalom auf Rang zehn, eine halbe Sekunde schneller, und sie hätte auf dem Podium gestanden - was mit etwas mehr Mumm im zweiten Lauf locker drin gewesen wäre.
Tatsächlich wollte Dürr in Sölden einfach nur mal sehen, wo sie denn gerade so steht, ehe Mitte November die ersten Slalom-Rennen anstehen. Und nun: "Ein perfekter Auftakt", sagte die Münchnerin mit einem Gesichtsausdruck, der Bände sprach, den sie aber trotzdem nochmal in Worte fasste: "Ich bin sehr, sehr glücklich." Zumal: Im Riesenslalom war Dürr nur zweimal besser gewesen, im November 2011 als Achte in Aspen und im Januar 2010 als Neunte in Maribor.
Zweite Überraschung des Tages
Und weil's so schön war, gab es gleich doppelten Grund zur Freude bei den deutschen Frauen, denn: Fabiana Dorigo, 26 Jahre alt, aber erst zum siebten Mal im Weltcup am Start, sorgte ebenfalls für eine Überraschung. Platz 24 mit der hohen Startnummer 43, erstmals Weltcuppunkte. "Das hätte ich mir nicht besser erträumen können, richtig cool", sagte die aufgeweckte Münchnerin. Und ja, ergänzte sie lachend, "ich hoffe, es geht so weiter."
Schön wär's. Für sie. Und für Dürr.
Ebenfalls Lichtblicke bei den Männern
Im Schatten von Hirscher und den Norwegern sorgten die Deutschen für unerwartete Lichtblicke. Alexander Schmid, eingebremst durch Knieschmerzen und Ermüdungserscheinungen, belegte Rang 16. Slalomspezialist Linus Straßer gelang im erst 25. Riesenslalom seiner Karriere mit Rang 22 immerhin sein zweitbestes Ergebnis in dieser Disziplin und das beste seit beinahe sieben Jahren. Und Jonas Stockinger, Sieger der Europacupwertung der vergangenen Saison, lieferte bei seinem neunten Weltcupstart als 25. sein bestes Ergebnis ab.