Geschichtsstunde

In der Unruh liegt die Kraft: historisches Silber mit dem Bogen

In unserer Geschichtsstunde blicken wir wöchentlich auf einen historischen Moment der deutschen Olympia-Geschichte. Heute: Der Gewinn der Silber-Medaille von Bogenschützin Lisa Unruh bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 12. Oktober 2017

So gut wie bei allen Olympischen Spielen gibt es zumindest diesen einen Athleten oder diese eine Athletin, die mit ihrer Leistung völlig überrascht. 2016 in Rio gelang das unserer Bogenschützin Lisa Unruh, die schon mit dem Einzug ins Finale überraschte. Am kommenden Sonntag, dem 15. Oktober beginnt außerdem in Mexiko die WM. Für uns also Grund genug, noch einmal genau auf ihrer überraschenden, aber gleichermaßen verdienten Erfolg zu blicken. 

Zunächst war im Vorkampf noch nicht davon auszugehen, dass Lisa Unruh später auf dem Podium stehen wird, lag sie doch mit 640 Ringen auf dem 21. Platz. Aber in den Eliminationsrunden hat die gebürtige Berlinerin aufgedreht und mächtig Punkte gesammelt, sodass sie ihr Weg bis ins Finale gegen die Koreanerin Chang Hye-jin führte.

Im ersten Match nach dem Vorkampf traf Unruh dabei auf Ledys Brito (Venezuela), die der Deutschen schon viel abverlangte. Eine 4:0-Führung (28:25, 27:25) gab Unruh zum zwischenzeitlichen 4:4 noch einmal aus der Hand, bevor sie sich im entscheidenden Satz mit 27:24 durchsetzte.

Nicht anders lief es im Spiel gegen Gabriele Bayardo (Mexiko): 4:0 (29:27, 27:26), 4:4, und die Entscheidung im fünften Satz durch ein 28:26. Damit zog sie ins Achtelfinale ein.

Im Achtelfinale konnte die Berlinerin dann erstmals wieder den entscheidenden fünften Satz vermeiden. Mit 6:2 besiegte sie hier Cao Hui aus China in nur vier Sätzen.

Doch dann wurde es richtig nervenaufreibend. Denn im Viertelfinale gegen Tan Ya-Ting (Chinese Taipei) kam es nach einem 5:5 zum Stechen. Ya-Ting legte vor und traf die 7. Lisa Unruh bewies Nervenstärke und platzierte ihren Pfeil sicher in der 9 – das Ticket fürs Halbfinale hatte sie damit gelöst. 

Nun ging es gegen die Mexikanerin Alejandra Valencia, die Unruh mit 2:6 unterlag. Damit wäre nur noch eine Frage zu klären: Gold oder Silber?

Silber. Denn die Südkoreanerin Chang Hye Jin war Unruh dann doch knapp überlegen. Im ersten Satz siegte Hye Jin denkbar eng mit 27:26 Ringen. Nachdem Unruh dann noch einmal zum 2:2 mit 28:26 Ringen ausgleichen konnte, legte die Südkoreanerin wieder vor, und entschied schließlich im vierten Satz mit 29:27 Ringen den Bewerb für sich. Gold ging nach Südkorea, aber Überraschungs-Silber, das holte Lisa Unruh. Und darüber konnte sie sich so freuen, als sei es die Goldmedaille.

Außerdem hat sie mit diesem Erfolg Geschichte geschrieben. Denn noch nie zuvor hat eine Deutsche Bogenschützin in einem Einzel-Wettbewerb bei Olympischen Spielen eine Medaille gewinnen können. Bislang gelang dies nur den Frauen-Mannschaften, die 1996 in Atlanta Silber, und 2000 in Syndey Bronze gewannen.

Nachdem Unruh als Kind zunächst als Schwimmerin, später als Volleyballerin aktiv gewesen ist, ist sie nach diesem Erfolg nun endgültig auf dem Olymp der Bogenschützen angekommen. Maßgeblichen Anteil daran hat übrigens vor allem Bundestrainer Oliver Haidn, der Lisa Unruh in den Jahren vor den Spielen Stück für Stück in die Weltspitze geführt hat. Wir wissen ja: Hinter jedem Erfolg steht ein erfolgreicher Trainer.

Nun hoffen wir, dass das deutsche Team um Lisa Unruh in Mexiko ähnlich ziel- und treffsicher ist, wie 2016 in Rio. Wir drücken die Daumen!