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Leichathletik-WM: "König Leo" und die Sprinterinnen sorgen für Happy End

Mit Gold für Zehnkämpfer Leo Neugebauer und Bronze für die Sprintstaffel feiern die deutschen Leichtathleten einen Traum-Abschluss der WM.

Autor: sid
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 22. September 2025

Erst ging Leo Neugebauer aus der "Wasserschlacht von Tokio" als neuer König der Athleten hervor, dann flog Gina Lückenkemper im strömenden Regen zum grandiosen Staffelbronze: Die deutschen Leichtathleten haben es zum WM-Abschluss krachen lassen und die bis dahin durchwachsene Bilanz des DLV-Teams gründlich aufpoliert. Die Enttäuschung über die verpasste Medaille von Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye spülte ein überragender Sonntag bei widrigsten Bedingungen weg.

Knappster Zehnkampf der WM-Geschichte

"Diese Saison war eine Achterbahnfahrt, mit Gold habe ich nicht gerechnet. Ich bin megahappy", sagte Neugebauer in der ARD. Nach einem brutal harten 1500-m-Abschluss, in dem er sich als dritter Deutscher nach Torsten Voss (1987) und Niklaus Kaul (2019) WM-Gold im Zehnkampf gesichert hatte, saß der entkräftete Modellathlet kurz im Rollstuhl: "Ich habe mich nach 1500 noch nie so schlecht gefühlt - der Rollstuhl wäre aber nicht nötig gewesen."

Mit nur 20 Punkten Vorsprung setzte sich Neugebauer in der knappsten Zehnkampf-Entscheidung der WM-Geschichte gegen Ayden Owens-Delerme (8784/Puerto Rico) durch. Bronze sicherte sich Kyle Garland aus den USA (8703). Kaul wurde Vierter (8538). "Ich bin gerade noch ein bisschen enttäuscht, aber morgen dann aber sicher stolz", sagte er.

Staffel-Bronze

Wenig später holten die deutschen Sprinterinnen um Gina Lückenkemper, Rebekka Hase, Sophia Junk und Sina Mayer über 4x100 m die fünfte deutsche Medaille in Tokio. Mit einmal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze war das Ergebnis deutlich besser als bei den tristen Weltmeisterschaften in Eugene 2022 (einmal Gold und einmal Bronze) und Budapest 2023 (keine Medaille).

"Es war eine saugeile Teamleistung", sagte Lückenkemper, die bereits 2022 in Eugene sowie bei Olympia in Paris Staffelbronze gewonnen hatte. In 41,87 Sekunden lag der DLV-Vierer vor allem dank der formidablen Schlussläuferin Lückenkemper nur knapp hinter den US-Frauen um die dreimalige Tokio-Weltmeisterin Melissa Jefferson-Wooden (41,75) und den Jamaikanerinnen (41,79), bei denen Shelly-Ann Fraser-Pryce zum Abschluss ihrer großen Karriere nochmal eine Medaille gewann. Die deutschen Sprintmänner kamen in ihrem ersten WM-Finale seit 2015 auf den guten fünften Platz.

Weitere Ergebnisse

Für Christina Honsel hat es nicht für eine Medaille greicht, die mit 1,93 m im Hochsprung Siebte wurde. "Ich bin immerhin Siebte der Welt, aber ich hatte eine Megasaison und wollte eine Medaille", sagte die Wattenscheiderin.

An den ersten Wettkampftagen hatten Weitspringerin Malaika Mihambo, Marathon-Ass Amanal Petros und Hammerwerfer Merlin Hummel mit drei Silbermedaillen für einen starken Start gesorgt, das Tempo konnte das deutsche Team aber in der Folge nicht halten. Vielmehr platzten große Medaillenhoffnungen. Speerwurf-Favorit Julian Weber kam am Donnerstag nicht über Platz fünf hinaus, und dann reichte es am Samstag für Yemisi Ogunleye im Kugelstoß-Finale nur zu Rang sechs.

"Ich habe abgerufen, was ich konnte heute Abend. Die Mädels vorne waren einfach super stark und das erkenne ich auch einfach an", sagte die einzige deutsche Olympiasiegerin von Paris, die am Morgen noch mit 19,65 die Qualifikation gewonnen hatte.

Später am Samstag reichte es nur zu 19,33 m - doch auch mit ihrer Siegesweite von Paris (20,00) hätte die Mannheimerin keine Medaille geholt: Jessica Schilder aus den Niederlanden gewann mit 20,29 m Gold vor Titelverteidigerin Chase Jackson (USA/20,21) und der Neuseeländerin Maddison-Lee Wesche (20,06). Ogunleye bleibt aber mit erst 26 Jahren eine Frau für die deutsche Leichtathletik-Zukunft von Team D.