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Handball-WM in Japan: Olympia-Traum geplatzt

Der Traum von den Olympischen Spielen 2020 ist für die deutschen Handballerinnen geplatzt. Durch die 24:35-Niederlage zum Turnierabschluss gegen Schweden und WM-Platz acht hat der Frauenhandball eine große Chance vergeben.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 17. Dezember 2019

Nach dem geplatzten Olympia-Traum herrschte im Lager der deutschen Handballerinnen eine explosive Mischung aus tiefem Frust und aufgestauter Wut, das Team von Bundestrainer Henk Groener stand unter Schock. "Ich bin fassungslos", sagte Kreisläuferin Julia Behnke nach der 24:35-Niederlage im entscheidenden Spiel um Platz sieben gegen Schweden und schüttelte immer wieder den Kopf. Auch Torhüterin Dinah Eckerle rang nach einer Erklärung für den "unterirdischen" Auftritt ihrer Mannschaft. "Das ist einfach nur peinlich, sich hier abschießen zu lassen, obwohl es um die Olympischen Spiele geht", fluchte Eckerle unter Tränen.

Durch die streckenweise schwachen Vorstellung zum Turnierabschluss reist das so hoffnungsvoll gestartete DHB-Team am Sonntag als Achter wieder heim, die Olympischen Spiele finden zum dritten Mal nacheinander ohne deutsche Handballerinnen statt. "Das tut uns als Sportart sehr weh", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer und sprach von einer "riesigen sportlichen Tragödie" für das Team "und den Deutschen Handballbund, der das große Ziel hatte, mit zwei Mannschaften nach Tokio zu reisen im Jahr 2020". Dass Deutschland bei den Frauen im kommenden Sommer wie 2012 und 2016 nur Zuschauer sein wird, hat sich Groeners Team selbst zuzuschreiben. Dreimal bot sich die Chance, das anvisierte Ticket für ein Qualifikationsturnier im März zu lösen - doch wie schon gegen Serbien (28:29) und Norwegen (29:32) wurden Kapitänin Kim Naidzinavicius und Co. ihren eigenen Ansprüchen auch gegen Schweden nicht gerecht. Im letzten Drittel eines langen Turniers mit neun Spielen an 14 Tagen ging der deutschen Mannschaft die Puste aus.

"Das ist eine große Enttäuschung. Wir hatten große Hoffnungen auf die Olympischen Spiele, aber wir hatten heute nur Energie für 20 Minuten. Danach war sie weg", sagte Groener niedergeschlagen. Der Coach weiß: Eine Olympia-Teilnahme hätte dem Frauenhandball hierzulande einen Schub geben können, das Potenzial dafür, das machten nicht zuletzt die zwei WM-Wochen deutlich, ist in Deutschland zweifellos vorhanden. Im "Endspiel um Olympia" am Freitag gegen keinesfalls übermächtige Schwedinnen präsentierte sich das deutsche Team aber nach ansprechender Anfangsphase völlig von der Rolle. Etliche Fehlwürfe und technische Fehler reihten sich im Angriff aneinander, und auch hinten fehlte am Ende ganz offensichtlich die Kraft.

"Ich habe das Gefühl, wir sind über das Feld gelaufen und hatten keinen Plan", sagte Eckerle völlig frustriert. 8:4 führte Deutschland nach 13 Minuten im Park Dome, ehe die Skandinavierinnen binnen sieben Minuten ausglichen (20.) und bis zur Pause auf fünf Treffer davonzogen. Ein deutsches Aufbäumen im zweiten Abschnitt blieb aus. Spätestens beim 16:26 nach einer Dreiviertelstunde war die Partie zugunsten der Schwedinnen, die sich bereits bei der EM 2018 ein Ticket für ein Olympia-Qualifikationsturnier gesichert hatten, entschieden.

Der blecherne Schlussakkord des WM-Turniers wirft Fragen auf. Zum Beispiel, ob es ausschließlich ein Kraft- oder auch ein Kopfproblem im deutschen Team gibt. Denn schon bei der EM vor einem Jahr durften die Groener-Schützlinge nach starken Auftritten zu Beginn lange Zeit von einer Medaille träumen, wurden nach zwei Niederlagen in der Hauptrunde aber nur Zehnter. Groener, dessen Vertrag unmittelbar vor dem Turnier vorzeitig um anderthalb Jahre bis Ende 2021 verlängert wurde, wird Antworten finden müssen. Dafür hat der Niederländer nun viel Zeit - das nächste Großereignis findet schließlich ohne die deutschen Handballerinnen statt.

Die Handballerinnen der Niederlande sind hingegen erstmals Weltmeister. Die Mannschaft des französischen Trainers Emmanuel Mayonnade besiegte am Sonntag im Finale von Kumamoto die Auswahl Spaniens in einem hochdramatischen Finale mit 30:29 (16:13). Lois Abbingh gelang vom Siebenmeterpunkt sechs Sekunden vor der Schlusssirene der Siegtreffer für die Niederlande, die in Estavana Polman (neun Tore) ihre beste Schützin hatten. Nach WM-Silber 2015 unter dem heutigen Bundestrainer Henk Groener und Platz drei vor zwei Jahren krönten die Niederländerinnen ihre starke Entwicklung der vergangenen Jahre. Spanien stand erstmals in einem WM-Endspiel. Die Bronzemedaille ging an Rio-Olympiasieger Russland durch ein 33:28 (18:15) gegen Rekordeuropameister Norwegen.

 

Autor: DOSB, SID