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Erfolgreichster Olympiareiter: Hans Günter Winkler wird 90

Hans Günter Winkler feiert am Sonntag, dem 24. Juli seinen 90. Geburtstag: Der erfolgreichste deutsche Springreiter ist zugleich der erfolgreichste Springreiter aller Zeiten bei den Olympischen Spielen.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 22. Juli 2016

Hans Günter Winkler feiert am Sonntag, dem 24. Juli seinen 90. Geburtstag: Der erfolgreichste deutsche Springreiter ist zugleich der erfolgreichste Springreiter aller Zeiten bei den Olympischen Spielen.

Bis zu seinem Abschied vom aktiven Springreitsport im Jahre 1986 gewann er fünf olympische Goldmedaillen sowie je eine Silber- und Bronzemedaille. Winkler gewann zudem zweimal den Weltmeistertitel, war einmal Europameister und stand fünfmal auf dem obersten Treppchen bei Deutschen Meisterschaften im Springreiten.

Die "Wunderstute" Halla

Sein Gold-Ritt mit der Stute Halla bei den Olympischen Spielen am 17. Juni 1956 in Stockholm hat Hans Günter Winkler („HGW“) bereits zu Lebzeiten zur Legende gemacht. Das Zustandekommen dieses Goldritts gehört seitdem zum kollektiven Basiswissen der olympischen Reitsports. Was war genau geschehen?

HGW hatte sich im ersten Durchgang der Mannschafts- und Einzelentscheidung einen Muskelriss zugezogen, der zunächst als Leistenbruch attestiert wurde. HGW erinnert sich an den ersten Durchgang so: „Ich ritt am Marathontor vorbei auf die andere Längsseite über den 1,60 Meter hohen Gartenkoppelzaun, dem dreizehnten Hindernis, da passierte es: In dem Bestreben, einen Fehler um jeden Preis zu vermeiden, gab sich Halla in der Luft noch einen gewaltigen Ruck und drehte dabei mit der Hinterhand. Um nicht aus dem Sattel geworfen zu werden, presste ich blitzschnell die Knie zusammen, und in diesem Augenblick spürte ich einen wilden Schmerz in der Lendengegend, als hätte man mir einen Dolch durch den Körper gejagt. Halb betäubt, verlor ich den Bügel und für Sekunden die Kontrolle über Halla. So kam es, dass wir am letzten Hindernis einen groben Fehler machten. Ich hing nur noch im Sattel, als wir endlich die Ziellinie passierten. Jede Bewegung meiner Stute brachte neue Schmerzen, ohne mein Zutun trottete die Stute zum nahen Ausgang, und ich konnte mich nur noch mühsam im Sattel halten.“

Nach einer Behandlung durch den Mannschaftsarzt saß HGW für den zweiten Durchgang wieder im Sattel und gewann unter großen Schmerzen dennoch mit Halla die Goldmedaille für die Mannschaft sowie in der Einzelwertung: Die „Wunderstute Halla“ war geboren!

„Mein Weg zur Reiterei ... ist frei von jenen Zufälligkeiten, die man so gern als Schicksalsfügungen auslegt. Er war mir von Anfang an vorgezeichnet und Grundlage meiner Philosophie“ – mit diesen Sätzen begrüßt HGW heute die Gäste auf seiner Homepage und gibt darin auch detailliert Einblicke in seine zurückliegende sportliche Karriere und sein weiteres Engagement im Reitsport sowie sein unternehmerisches Schaffen.

Zahlreiche Auszeichnungen und ehrenamtliches Engagement

Für seine großen Verdienste erhielt HGW zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, unter anderem das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland, das Deutsche Reiterkreuz in Gold mit Brillanten, das Ehrenzeichen der Deutschen Reiterlichen Vereini-gung in Gold mit olympischen Ringen, Lorbeerkranz und Brillanten, das Silberne Lorbeerblatt, die Goldene Ehrennadel und Goldenes Ehrenzeichen der Fédération Équestre Internationale (FEI), die Goldene Sportpyramide für sein Lebenswerk (2000) sowie das Silberne Pferd Kategorie „Persönlichkeit“.

Bereits bei ihrer Gründung im April 2006 wurde der in Wuppertal-Barmen geborene HGW als einer der Preisträger der „Goldenen Sportpyramide“ in die Hall of Fame des Deutschen Sports bei der Deutschen Sporthilfe zusammen mit Uwe Seeler, Manfred Germar, Ingrid Mickler-Becker, Rosi Mittermaier-Neureuther u.a. aufgenommen.

Seine Abschiedsvorstellung aus dem aktiven Reitsport gab HGW vor genau 30 Jahren in der Aachener Soers. Es sind also gleich mehrere willkommene Anlässe, den Jubilar hochleben zu lassen: Zuerst bei der großen „HGW-Gala“, die bereits am 15. Juli im Rahmen des CHIO Aachen stattfand.

Winklers ehrenamtliches Engagement für den reiterlichen Nachwuchs ist bis heute beispielgebend. Als Initiator erfolgreicher Fördermaßnahmen für junge Springreiter wie dem HGW-Bundesnachwuchschampionat der Springreiter oder dem Goldenen Sattel fördert er stilistisch gutes Reiten bis an die Spitze. Der deutsche Reitsport setzt auch im neuen Lebensjahrzehnt weiterhin auf das Wissen und die Erfahrung von HGW! An seinem 90. Geburtstag am 24. Juli lädt die Stadt Warendorf ihren Ehrenbürger zu einem großen Empfang ins Rathaus ein.

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 28-31)

Hans Günter Winkler mit einer Bronzestatue der Wunderstute Halla. Foto: picture-alliance