WM

Ein Jahr nach Olympiagold: Märtens krönt sich zum Weltmeister

Lukas Martens of Germany celebrates after winning gold medal in the men's 400-meter freestyle final at the World Aquatics Championships in Singapore, Sunday, July 27, 2025. (AP Photo/Vincent Thian)

Lukas Märtens schwimmt bei der WM in Singapur zu Gold über 400 m Freistil - der einzigen Medaille, die ihm noch fehlte.

Autor: sid
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 28. Juli 2025

Singapur (SID) Nach dem goldenen Anschlag mit letzter Kraft ballte Lukas Märtens die Faust, schwang sich aus dem Becken und winkte kurz ins Publikum. In eine Deutschland-Fahne gehüllt suchte der neue Weltmeister schnell einen Ausgang - um sich zu übergeben. "Ich konnte mich nicht bewegen, ich hatte Kopfschmerzen, mir ging's schlecht", gab der Olympiasieger nach dem Herzschlagfinale von Singapur über 400 m Freistil zu, "wenn man so an seine Grenzen geht, dann kommt da auch mal was mit raus."

Um zwei Hundertstelsekunden hatte Märtens im dramatischen Finish den Australier Sam Short geschlagen und sich auf den Tag genau ein Jahr nach seinem historischen Triumph von Paris zum WM-Champion gekrönt. Damit ist er nun endgültig das Nonplusultra auf der Strecke, die einst sein Vorbild Paul Biedermann im Hightech-Anzug revolutionierte. Seinen Weltrekord, mit dem er im April die Fabelzeit von der WM 2009 unterboten hatte, verfehlte er in 3:42,35 Minuten zwar deutlich. Doch darauf kam es nicht an.

"Es ist eine Menge Druck abgefallen, aber ich bin stolz, dass ich es gerockt habe. Das war der eine Titel, der mir noch gefehlt hat, über den alle geredet haben", sagte der Magdeburger, der bei der Siegerehrung wieder strahlen konnte. Mit der Medaille um den Hals pustete er kräftig durch.

Märtens war das Rennen furios angegangen, führte lange, ehe Short vorbeizog. Auf den letzten 50 m zündete der Magdeburger den Turbo, doch der Vorsprung schmolz bis zum Anschlag. Sein Magdeburger Trainingskollege Oliver Klemet, Freiwasser-Silbermedaillengewinner in Paris, kam auf Platz acht.

Nach dem Olympiasieg und dem Weltrekord hatte Märtens nur noch WM-Gold gefehlt. Bislang hatte er zwar bei allen Weltmeisterschaften seit 2022 auf dem Podest gestanden, doch mit einmal Silber und zweimal Bronze war der deutsche Überflieger nicht mehr zufrieden. "Ich bin auf jeden Fall noch nicht am Ende der Fahnenstange", hatte Märtens im SID-Interview vor der WM gesagt.

Das gilt auch für Singapur: Denn das Mammutprogramm für den 23-Jährigen hat gerade erst begonnen. Auch als Weltranglistenzweiter über 800 m Freistil rechnet er sich Medaillenchancen aus. Zudem startet er über 200 m Rücken sowie in der 4x200-m- und der Lagenstaffel.

Gleichzeitig sieht sich Märtens in einer Führungsrolle in der deutschen Mannschaft - nicht nur weil er wie in Paris, wo er als erster deutscher Beckenschwimmer seit 1988 Olympiagold gewann, gleich im ersten Finale startete. Es sei seine Aufgabe, "dem Team einen Push zu geben, zu motivieren". Das gelang ihm eindrucksvoll.

Am Montag, wenn Märtens sich einen Tag Pause gönnt, könnte es eine weitere deutsche Medaille geben. Der Olympiafünfte Lucas Matzerath geht als Drittschnellster des Halbfinals in den Endlauf über 100 m Brust und ist zuversichtlich: "Da lässt sich noch ein bisschen was rauskitzeln. Die Mission Medaille verfolge ich schon seit ein paar Jahren. Was noch fehlt, ist das Edelmetall." Melvin Imoudu, Vierter bei den Olympischen Spielen in Paris, schied dagegen aus.

Titelverteidigerin Angelina Köhler war zwar mit Platz fünf im Halbfinale über 100 m Schmetterling nicht zufrieden, will im Endlauf aber "auf jeden Fall um die Medaillen mitkämpfen", sie weiß: "Die Karten werden neu gemischt." Mit deutschem Rekord (22,91 Sekunden) zog Luca Armbruster als Siebter über 50 m Schmetterling ins Finale ein. Das Podest verpasste Isabel Gose als Fünfte über 400 m Freistil. WM-Debütantin Maya Werner belegte den achten Platz.