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Die sportliche Rio-Bilanz des DOSB fällt zwiespältig aus

Sechs mehr goldene und insgesamt nur zwei Medaillen weniger als in London vor vier Jahren, allerdings auch deutlich weniger Finalplätze: Die vorläufige Bilanz der Spiele von Rio fällt zwiespältig aus.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 24. August 2016

Sechs mehr goldene und insgesamt nur zwei Medaillen weniger als in London vor vier Jahren, allerdings auch deutlich weniger Finalplätze: Die vorläufige Bilanz der Spiele von Rio fällt zwiespältig aus.

So haben DOSB-Präsident Alfons Hörmann, Chef de Mission Michael Vesper und der Sportliche Leiter der Deutschen Olympiamannschaft, Dirk Schimmelpfennig, mitgeteilt.

„50 Prozent mehr Goldmedaillen – das ist nicht so schlecht. Mit diesem Schicksal würden viele gerne tauschen", sagte Hörmann, der aber auch zu bedenken gab. „Wir haben in manchen Bereichen Probleme, das weltweit steigende Niveau im Spitzensport mitzugehen.“ In einigen Fachverbänden, so der DOSB-Präsdient, habe das deutsche Team die Ziele „schlichtweg nicht ansatzweise erreicht“. Wenn man alles analysiere, müsse man feststellen: „Ein ,Weiter so' darf es nicht geben. Es gibt Handlungsbedarf.“ Es gebe „einige Sorgenkinder, bei denen es tiefgreifendere Reformen benötigt“.

Insbesondere die Leichtathleten und Schwimmer hätten nicht zu einer besseren Bilanz beigetragen; „in den Kernsportarten sind wir deutlich schwächer als die, die ganz oben stehen“, so sagte Dirk Schimmelpfennig. Insbesondere die Schwimmer hätten den Anschluss an die Weltspitze verloren und kehrten erstmals seit 84 Jahren ohne eine einzige Medaille von Olympia zurück.

Hörmann hob die Erfolge der Mannschaftssportarten hervor und deren Wirkung auf Sportdeutschland. „Es werden rund 150 Medaillengewinner nach Deutschland zurückkehren“, sagte der DOSB-Präsident. Das sei jeder Dritte im deutschen Team, der seine positiven Eindrücke und Erlebnisse in die Vereine und sein Umfeld tragen werde.

Schimmelpfennig stellte die meisten Sportarten in einer ersten kurzen Analyse vor. Deutlich über den Erwartungen lagen die Schützen, Reiter und Kanuten, ebenso deutlich darunter auch die Fechter und Radfahrer. Im stark vom Doping betroffenen Gewichtheben sei man „erst wieder konkurrenzfähig, wenn der internationale Anti-Doping-Kampf erfolgreich ist“, sagte Schimmelpfennig. Hörmann kündigte an, dass dieser Punkt bei der Vergabe von Fördermitteln künftig stärker berücksichtigt werden solle, und kritisierte in diesem Zusammenhang die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). „Mein Weltbild zur WADA hat sich noch einmal dramatisch verschlechtert“, sagte er: „Was man von Insidern hört – da wundert man sich an der einen oder anderen Stelle über nichts mehr.“

Zur geplanten Leistungssportreform sagte Schimmelpfennig, dass künftig in der Förderung stärker darauf geachtet werde, „dass Verbände, die eine entsprechende Struktur garantieren und in denen an einer gemeinsamen Linie gearbeitet wird, eben anders unterstützt werden als Verbände, die das nicht sicherstellen“.

Dazu gehörten auch Trainingsqualität und der Wissenstransfer der Sportwissenschaft in die Spitzenverbände. Dieser müsse in den Verbänden bis zum Athleten sichergestellt und nicht nur „als Empfehlung genommen“ werden, sagte Schimmelpfennig.

Die Sportarten in der Kurzanalyse

Es waren die Spiele der Spiele: Die Ballsportarten hätte ihre Zielstellungen alle erfüllt. Bei Tennis, Tischtennis und Badminton sei eine Konstanz erkennbar, wobei sich Badminton schwer tue. Im Tennis müsse man prüfen, ob man mit Management und Athlet eine bessere Olympia-Vorbereitung planen könne.

  • In den Zweikampfsportarten seien die Ziele im Ringen und Boxen mit einer Medaille erreicht worden. Judo habe mehr als die Bronzemedaille erwartet, sei aber an der Weltspitze nahe.
  • Fechten habe mit Ausnahme der Säbelspezialisten den Anschluss an die Weltspitze verloren.
  • Im Schießen und Bogenschießen hätten gute Projekte zum Erfolg von Rio beigetragen, mit dem die Ziele deutlich übertroffen wurden.
  • Reiten habe die Zielvorgabe von drei bis fünf Medaillen perfekt erfüllt.
  • Kanu und Rudern seien im Soll, nur die Breite müsse ausgebaut werden.
  • Im Radsport seien die Erwartungen deutlich verfehlt worden.
  • Die Leichtathletik habe mit Schwierigkeiten bei einigen Leistungsträgern nach Verletzungen zu kämpfen, vor allem bei Wurf und Stoß. Hinzu seien Probleme bei der Planung mit Europameisterschaft und Olympischen Spielen gekommen, obwohl die Leistungen im Olympia-Zyklus nachgewiesen wurden.
  • Im Schwimmen haben niemand der jungen Nominierten die Gunst der Stunde nutzen können. Der Anschluss zur Weltspitze sei verloren.
  • Turnen habe trotz starker Konkurrenz das Ziel erreicht. Beim Trampolin und in der Rhythmischen Sportgymnastik sei man nicht in der Lage, um Medaillen zu kämpfen.
  • Gewichtheben sei erst wieder wettbewerbsfähig, wenn der weltweite Anti-Doping-Kampf konsequenter geführt werde.
  • Im Segeln sei mehr möglich gewesen. Aber die junge Mannschaft bleibe zusammen und mache Freude auf Tokio 2020.
  • Beim Triathlon müsse das Team breiter aufgestellt werden.

(Quelle: DOSB)

Die Deutsche Olympiamannschaft zeigt sich bei der Willkommensfeier auf dem Balkon des Frankfurter Römer. Foto: DOSB/Chris Christes