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25 Jahre IAT: Entwicklung und neue Herausforderungen

25 Jahre Forschung für den Spitzensport: Das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig ist mittlerweile fester, unverzichtbarer Bestandteil im deutschen Leistungssportsystem.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 17. März 2017

25 Jahre Forschung für den Spitzensport: Das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig ist mittlerweile fester, unverzichtbarer Bestandteil im deutschen Leistungssportsystem.

Sein Alleinstellungsmerkmal: die komplexe Betrachtung des Entstehens, Entwickelns und Erbringens von Weltspitzenleistungen. Seit der festlichen Gründungsveranstaltung am 16. März 1992 im Gewandhaus Leipzig erarbeitete sich das IAT eine hohe Akzeptanz bei den Spitzensportverbänden. „Dies zeigt sich in der permanent steigenden Nachfrage nach Leistungen des IAT“, sagt IAT-Direktor Dr. Ulf Tippelt. Zentrale Veranstaltung des IAT im Jubiläumsjahr ist das Nachwuchsleistungssport-Symposium vom 8. bis 10. Mai in Leipzig.

Entwicklung des Leistungssports und der Trainingswissenschaft

Der internationale Wettbewerb um Top-Platzierungen wird zunehmend härter. Deshalb analysiert das IAT permanent übergreifend und sportartspezifisch den Weltstand, um Leistungsreserven aufzudecken und daraus innovative Forschungsprojekte zu initiieren. Eine Errungenschaft des IAT seit 25 Jahren ist das vom ersten Institutsleiter, Prof. Dietrich Martin, definierte Trainer-Berater-System (TBS) – die Schnittstelle zwischen Trainingswissenschaft und Sportpraxis. Unter dem Begriff der prozessbegleitenden Trainings- und Wettkampfforschung ermitteln die IAT-Wissenschaftler aus Wettkampfanalysen, komplexen Leistungsdiagnostiken, Messplatztraining und Trainingsanalysen konkreteHandlungsempfehlungen, die sportartspezifisch, individualisiert und verständlich für Trainer und Sportler aufbereitet werden. Dabei wurden die Trainer-Berater-Systeme in 25 olympischen Sportarten immer weiterentwickelt.

Für die wissenschaftliche Unterstützung in den Sportarten kommen komplexe Mess- und Informationssysteme zum Einsatz wie jene an den Skisprungschanzen in Klingenthal und Oberstdorf oder – als eine der neuesten Entwicklungen des Hauses – ein 3-D-Messdiskus für das Diskuswerfen. Mit Online-Datenbanken und Apps können heute alle Daten schnell und leicht eingegeben oder abgerufen werden. Ein weiteres Beispiel für solche Entwicklungen ist die Gegneranalyse in den Spiel- und Zweikampfsportarten.

Damit kann sich der Sportler heute „am Mattenrand auf den Gegner und dessen Techniken einstellen“, sagt Dr. Jürgen Wick, stellvertretender Institutsdirektor. Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse sei dabei Vertrauen und langjährige Zusammenarbeit mit den Spitzenverbänden. Diese ist möglich dank der kontinuierlichen finanziellen Unterstützung durch das Bundesministerium des Innern.

Talentidentifikation und -entwicklung

Neben der trainingswissenschaftlichen Expertise im Spitzenbereich leistet das IAT aber auch zunehmend im Bereich Nachwuchsleistungssport wissenschaftliche Unterstützung. „Eine große Herausforderung im deutschen Spitzensport ist der erfolgreiche Übergang der Nachwuchssportler in die Weltspitze“, sagt Fachbereichsleiterin Nachwuchsleistungssport, Dr. Antje Hoffmann. Viele erfolgreiche Junioren schaffen diesen Sprung nicht. Zentrale Fragestellung im Nachwuchsleistungssport ist das Identifizieren von Potenzialen und Entwickeln vonspäteren Spitzenleistungen. Dieses Thema wird zum Nachwuchsleistungssport-Symposium diskutiert. Unter anderem werden die Projekte „DELTA – Deutschland entwickelt Talente“ und „Gemeinsam an die Skispitze – ein sächsisches Modellprojekt für den Ski-Nachwuchssport in Deutschland“ vorgestellt. Zudem werden relevante Aspekte aus der „KINGS-Studie – Krafttraining im Nachwuchsleistungssport“ und der Kooperation mit dem Land Brandenburg zur Förderung der Begabungsförderung erörtert. Neben DELTA - eine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schwimm- und Boxsport-Verband und der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft – kooperiert das IAT mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband in einem Projekt zur Talentauswahl und -entwicklung für ausgewählte Disziplinen in der Leichtathletik. Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesen Projekten werden zum Symposium vorgestellt und deren Nutzung und Umsetzung in anderen Verbänden diskutiert.

Wissenschaft für die Praxis aufbereitet

Ein weiterer Aspekt der Arbeit des Instituts ist der Wissenstransfer: So gibt es zunehmend Anfragen von Verbänden, wissenschaftliche Erkenntnisse systematisiert und für einen Nichtwissenschaftler verständlich aufbereitet zur Verfügung zu stellen. Hier hat das IAT mit dem Trainer-Digest in Kooperation mit dem DFB sowie sportartspezifischen Wissensportalen innovative Pilot-Lösungen entwickelt. Leistungssport auf Weltniveau braucht die Wissenschaft: „Allein durch Talent und Erfahrung des Trainers kommt heute kein Athlet mehr in der Weltspitze an“, sagt Tippelt.

Die nächsten Herausforderungen

Derzeit arbeitet das IAT an seinem neuen Zukunftskonzept. „Im Dezember dieses Jahres soll es verabschiedet werden“, sagt Tippelt. Darin soll beschrieben werden, wie sich das Institut mit seinem komplexen Ansatz von Forschung, Entwicklung, wissenschaftlichem Service und Wissenstransfer für den Leistungssport weiterentwickeln soll. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist dabei die längerfristige Betrachtung von Leistungsentwicklungen hin zur Weltspitze. „Das wissenschaftlich zu begleiten, ist eine Herausforderung“, betont Wick.
Doch auch in naher Zukunft stehen große Herausforderungen an: „Die Erfolge unserer Wintersportler, wie z.B. der Biathleten, Skispringer und Kombinierer bei den Weltmeisterschaften auch nach Pyeongchang zu tragen“, resümiert Wick.

(Quelle: IAT)

IAT-Mitarbeiter analysieren die Leistungen eines Kugelstoßers. Foto: IAT