
Das vergangene Wochenende bot wieder Wintersport ohne Ende. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.
Nordische Kombination
Erst lief Nathalie Armbruster mit der schwarz-rot-goldenen Fahne jubelnd ins Ziel, eine Stunde später triumphierte auch Vinzenz Geiger beim Höhepunkt des Weltcup-Winters: Die deutschen Kombinierer haben in Seefeld ein Traum-Wochenende hingelegt. "Das war ein ziemlich genialer Tag", sagte Olympiasieger Geiger nach dem deutschen Doppelsieg, der durchaus überraschend kam.
Geiger holte als erster Deutscher seit Eric Frenzel vor acht Jahren das Triple, auf den letzten Metern kochte er Titelverteidiger Jarl-Magnus Riiber aus Norwegen eiskalt ab. "Das Wichtigste war heute, cool zu bleiben, das habe ich geschafft", sagte Geiger in der ARD: "Ich habe ein klares Ziel gehabt. Ich wusste, es zählt nur der Sieg."
Geiger freute sich schon da auf die gemeinsame Party mit Armbruster. "Wir fahren jetzt ins Hotel, essen - und dann schauen wir mal, was da noch geht", sagte der Oberstdorfer. Armbruster hatte zuvor an gleicher Stelle Geschichte geschrieben. "Das erste legendäre Triple - und ich habe es gewonnen. Das ist noch gar nicht bei mir angekommen", sagte die Schülerin aus dem Schwarzwald sichtlich bewegt.
Am Samstag hatte Armbruster als erste deutsche Kombiniererin einen Weltcupsieg gefeiert, 24 Stunden später folgte direkt Nummer zwei. Der verdiente Lohn war die erstmals auch an Frauen vergebene Trophäe sowie als i-Tüpfelchen die Führung im Gesamtweltcup - ebenfalls als erste Deutsche. "Den Moment, als ich mit der Fahne ins Ziel laufe, werde ich für immer im Gedächtnis behalten", sagte die Teenagerin, die kurz vor dem Abitur steht.
Armbruster profitierte zwar auch von der Disqualifikation der norwegischen Seriensiegerin Ida Marie Hagen - doch mit der Dominanz auf der Schanze und in der Loipe hätte die Deutsche auch gegen Hagen eine Chance gehabt. Ihr Erfolgsrezept? "Es gab wieder Nudeln mit Tomatensauce, es scheint zu helfen", sagte Armbruster, deren Motto "Eat pasta, run faster" lautet.
In Seefeld funktionierte das perfekt, zweimal distanzierte sie Doppel-Weltmeisterin Gyda Westvold Hansen aus Norwegen deutlich. "Ab der zweiten Runde haben mir alle zugerufen: 'Genieß es, es ist dein Rennen'", sagte sie. Genau das tat sie dann auch.
Und jetzt? Das Abitur naht, doch in drei Wochen wartet ja noch die WM in Trondheim. "Dieser Sieg heute gibt mir einen riesigen Push, das macht etwas mit dem Selbstvertrauen", sagte Armbruster, die bei den Titelkämpfen vor zwei Jahren Silber geholt hatte. Ist nun sogar Gold drin? "Natürlich wird dann auch die Ida wieder mit dabei sei", sagte Armbruster: "Für mich ist sie die Gold-Favoritin."
Skispringen
Pius Paschke blickte verzweifelt gen Himmel, Karl Geiger schüttelte den Kopf, Andreas Wellinger war schon mit Rang zwölf halbwegs zufrieden: Die deutschen Skispringer haben beim Heim-Weltcup in Willingen ein Wochenende zum Vergessen erlebt. "Das war zäh. Eigentlich wollten wir hier aufholen, aber wir haben weiter verloren", sagte der ratlose Bundestrainer Stefan Horngacher nach der Bruchlandung.
Während der Österreicher Daniel Tschofenig gut drei Wochen vor der WM zweimal gewann, waren die 23.500 deutschen Fans vor allem am Samstag fassungslos. Felix Hoffmann sorgte als 15. noch für das beste Ergebnis, nur drei Deutsche schafften es in den zweiten Durchgang. 24 Stunden später waren es dann nur noch zwei: Wellinger als Zwölfter und Philipp Raimund (15.) betrieben zumindest Schadensbegrenzung.
"Es ist eine beschissene Situation, und es wird auch nicht von heute auf morgen funktionieren", sagte Wellinger. Zum elften Mal in Folge blieben die DSV-Adler in einem Einzel-Wettkampf ohne Podest, eine längere Durststrecke hatte es zuletzt vor 14 Jahren gegeben. "Es geht immer tiefer. Leider", sagte ARD-Experte Sven Hannawald: "Ich bin teilweise sprachlos. Ich habe viele Fragezeichen im Gesicht."
Auch Horngacher war ratlos. Wie sein Team den Weg aus dem Tal finden könne? "Das ist eine gute Frage", sagte der Österreicher. Sorgen um seinen Job muss sich der 55-Jährige aber nicht machen. "In einem Wechsel würde ja auch ein Risiko stecken, deswegen ist das für uns nicht das Thema", sagte DSV-Sportdirektor Horst Hüttel, forderte aber: "Es liegt jetzt auch an Steff, die richtigen Schlüsse zu ziehen."
Vor allem der Samstag hinterließ seine Spuren. Neben Hoffmann landeten nur Wellinger (17.) und der fünfmalige Saisonsieger Paschke (27.) in den Punkten. Am Sonntag lief es dank Wellinger und Raimund nur etwas besser, zum dritten Mal in Folge landete kein Deutscher in den Top 10. Paschke kam diesmal nur noch auf den 31. Rang.
Hüttel nahm dann auch kein Blatt vor den Mund. "Wir waren richtig schlecht, wir sind sehr enttäuscht. Der Trend spricht gegen uns", sagte der DSV-Funktionär. Auch Karl Geiger, zuletzt einer der wenigen Lichtblicke, war auf den Rängen 44 und 33 so schwach wie nie in diesem Winter. "Ich bin ziemlich gefrustet", sagte Geiger.
Enttäuschend verlief der Heim-Weltcup zudem für Ex-Weltmeister Markus Eisenbichler (48.) und Lokalmatador Stephan Leyhe (38.). Beide kehrten am Samstag über die nationale Gruppe in den Weltcup zurück, nutzten ihre Chance aber nicht. Für die beiden Routiniers platzten damit auch die letzten Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme.
Und nicht nur das: Ähnlich wie Paschke suchte auch Katharina Schmid bei den Frauen vergeblich ihre starke Form der ersten Wochen. Die Weltmeisterin, die fünf der ersten acht Springen des Winters gewonnen hatte, landete in Willingen am Samstag nur auf Rang elf und damit zum dritten Mal in Folge nicht in den Top 10. Im Gesamtweltcup liegt Schmid mit 872 Punkten als Zweite weiter hinter der Slowenin Nika Prevc (933).
Snowboard
Freestyle-Snowboarderin Annika Morgan hat beim Slopestyle-Weltcup in Aspen ihr bestes Saisonergebnis erzielt. Als Vierte schrammte die 22-Jährige (SC Mittenwald) knapp am Podest vorbei und ärgerte sich anschließend über die vergebene Chance aufs Treppchen.
"Ich habe mir so vorgenommen, hier aufs Podium zu fahren. Aber der Rückenwind kam dazwischen. Ich hatte ein gutes Gefühl auf dem Board. Das nehme ich von heute in die nächsten Contests mit", sagte Morgan. Den Sieg sicherte sich Zoi Sadowski-Synnott aus Neuseeland. Bei den Männern scheiterte Leon Vockensperger (SC Rosenheim) in der Qualifikation, Noah Vicktor (WSV Bischofswiesen) musste seinen Start krankheitsbedingt absagen.
Snowboardcrosser Leon Ulbricht ist erstmals in diesem Winter aufs Podest gefahren. Der 20-Jährige musste sich beim Weltcup im chinesischen Beidahu nur dem kanadischen Gesamtweltcupsieger Eliot Grondin geschlagen geben und kam auf den zweiten Platz. Insgesamt war es für ihn das dritte Weltcup-Podest seiner Karriere.
"Ich konnte es echt nicht erwarten, wieder auf dem Podium zu stehen. Das war so eine große Motivation", sagte Ulbricht: "Ehrlich gesagt, war der Tag heute ein bisschen durchwachsen. Am Start habe ich mir schwergetan. Aber ich konnte mich Heat für Heat durchbeißen."
Der zweimalige Gesamtweltcupsieger Martin Nörl, der sich im Dezember 2023 einen Bruch des linken Sprunggelenks zugezogen hatte, scheiterte im dritten Rennen nach seinem Comeback erneut im Achtelfinale. Bei den Frauen erreichte Jana Fischer das Viertelfinale und belegte am Ende Rang 15.
Ski Langlauf
Katharina Hennig hat zum Abschluss eines starken Wochenendes der deutschen Skilangläufer enttäuscht. Die Olympiasiegerin belegte im italienischen Cogne nach zehn Kilometern im Kampf gegen die Uhr nur den 22. Rang, drei Wochen vor der WM wartet noch Arbeit auf die 28-Jährige.
Hennig war in dem von ihr weniger geliebten freien Stil von Beginn an ohne Chance. Nach 25:42,4 Minuten lag sie 1:42,7 Minuten hinter Siegerin Jessie Diggins (USA), die in Abwesenheit von Norwegens Topstar Therese Johaug ihre Führung im Gesamtweltcup ausbaute.
Am Samstag hatte Laura Gimmler im Klassik-Sprint mit dem ersten Podestplatz ihrer Karriere ein Ausrufezeichen gesetzt. "Endlich hat es geklappt. Es war ein unglaublicher Tag", sagte die 31-Jährige nach Rang drei hinter Maja Dahlqvist (Schweden) und Nadine Fähndrich (Schweiz). Gemeinsam mit Coletta Rydzek hatte Gimmler schon am Freitag mit Rang drei im Teamsprint überzeugt.
Auch die deutschen Männer zeigten drei Wochen vor der WM auf. Janosch Brugger lief am Sonntag über zehn Kilometer auf Rang sieben, es war sein bestes Ergebnis seit mehr als zwei Jahren. Nicht zu schlagen waren einmal mehr die Norweger, die wie schon am Samstag einen Dreifachsieg einfuhren.
Friedrich Moch, der am 5. Januar bei der letzten Etappe der Tour de Ski auf das Podest gelaufen war, hatte ebenso wie Victoria Carl, Johaug und weitere prominente Namen mit Blick auf die nahende WM im norwegischen Trondheim (26. Februar bis 9. März) auf die Reise nach Cogne verzichtet.
Ski Freestyle
Daniela Maier hat der deutschen Skicross-Mannschaft die nächste Podestplatzierung des Winters beschert. Wie schon am Vortag fuhr die 28-Jährige am Sonntag beim zweiten Weltcup-Rennen in Veysonnaz/Schweiz auf den zweiten Rang. Die Olympiadritte musste sich im großen Finale erneut nur der Kanadierin Marielle Thompson geschlagen geben.
Für Maier, die bereits zwei Saisonsiege aufweisen kann, war es die sechste Podestplatzierung des Winters. In der Weltcup-Gesamtwertung verkürzte sie ihren Rückstand auf die Führende India Sherret, die am Sonntag Vierte wurde. Maiers Teamkollegin Luisa Klapprott schaffte es zum zweiten Mal in ihrer Karriere ins Halbfinale. Dort schied die 22-Jährige zwar aus, egalisierte mit Rang acht im Endklassement aber ihr bislang bestes Weltcup-Ergebnis.
Bei den Männern schied Florian Wilmsmann, wie Maier in diesem Winter schon zweimal siegreich, bereits im Viertelfinale aus und belegte am Ende den 13. Rang. Damit verlor der Sportsoldat vom Tegernsee (515 Punkte) seine Führung im Gesamtweltcup an den Italiener Simone Deromedis (530). Tim Hronek war ebenfalls im Viertelfinale gescheitert.
Nächste Weltcup-Station für die Skicrosser ist vom 6. bis 9. Februar das italienische Val di Fassa. Die Weltmeisterschaften der Ski Freestyler finden vom 17. bis zum 30. März in St. Moritz/Schweiz statt.
Ski Mountaineering
Beim Weltcup im spanischen Boi Taull mussten sich die vier besten deutschen Athlet*innen in den olympischen Disziplinen beweisen. Eine Woche vor den Wettkämpfen auf der olympischen Strecke in Bormio liefert das Duo Paller/Hoesch nach Platz 5 am vergangenen Wochenende eine weitere Topplatzierung.
Die gebürtige Starnbergerin Tatjana Paller musste aber einen Rückschlag verdauen. Paller wurde bei der wilden Bergauf-Jagd und der kurzen Abfahrt nur 16., weil sie eine zehn Sekunden Strafe kassierte. Der Grund: Das Fell, das an den Skiern klebt und vor der Abfahrt im Rennanzug "versteckt" werden muss, guckte mit einem Zipfel heraus. Das ist regelwidrig und verhinderte den Halbfinaleinzug der Deutschen. Paller war die Einzige aus der deutschen Mannschaft, die Podestchancen hatte. Sophia Weßling beendete den Sprint-Weltcup auf Rang 28.
Die deutschen Männer scheiterten dagegen schon in der Qualifikation. Finn Hösch landete als bester Deutscher auf Rang 34, Franz Eder wurde 51.. (Text: Sportschau)