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Tischtennis-WM Budapest: Verletzungspech trübt trotz Überraschungs-Medaille die Stimmung

Katzenjammer statt Rekordrausch: Das unfreiwillige Aus des an einer fiebrigen Viruserkrankung leidenden Timo Boll hat die deutsche Bilanz bei der WM in Budapest merklich eingetrübt. Entsprechend groß war der Frust im Lager des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) trotz der sensationellen Mixed-Medaille von Petrissa Solja und Patrick Franziska.

Autor: DOSB
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 29. April 2019

"Wir hätten Einmaliges erreichen können", sagte Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf dem SID und trauerte den verpassten Möglichkeiten hinterher. 

In der Tat keimten im Turnierverlauf trotz einiger Dämpfer Hoffnungen auf ein bislang unerreicht gutes Resultat auf. Erstmals drei Medaillen in Individualwettbewerben bei einer Nachkriegs-WM schienen im Bereich des Möglichen. Doch am Ende stand lediglich eine Mixed-Bronzemedaille für Petrissa Solja im Duett mit Patrick Franziska.

Der erhoffte Rückenwind für die ersten Olympia-Qualifikationen im Sommer bei den Europaspielen in Minsk - der erklärte Saisonhöhepunkt des DTTB - blieb aus. "Die Medaille ist nicht selbstverständlich und glänzt deswegen umso mehr. Unser Gesamtergebnis ist aber eher durchwachsen", sagte DTTB-Präsident Michael Geiger dem SID.

Ohne Bolls entscheidenden Beiträge in Einzel sowie Doppel an der Seite von Patrick Franziska ist die DTTB-Ausbeute an der Donau zwiegespalten. Dem starken Podestplatz für Franziska/Solja im olympischen Mixed stehen mehrere Enttäuschungen auch der beiden Top-20-Spieler hinter Boll gegenüber.

Das Aus des Weltranglistenzwölften Dimitrij Ovtcharov (Hameln/Orenburg) noch vor dem Achtelfinale war dabei sicherlich der schwerste Schlag, auch Franziska konnte nicht in die Bresche springen. Somit erreichte nach einem Trio bei der WM 2017 in Düsseldorf in Budapest einzig Boll die Runde der besten 16.

Bei den Damen fand zum ersten Mal seit 28 Jahren sogar schon die dritte Runde ohne DTTB-Spielerinnen statt, und gleich vier Ausfälle schon in den ersten Durchgängen der beiden Einzelwettbewerbe bedeuteten gleichfalls die schwächste WM-Auftaktbilanz seit 1991. "Die sportliche Abteilung", meinte Geiger, "wird sich Gedanken machen."

Vor Roßkopf und seiner Damen-Kollegin Jie Schöpp ("Ich bin nicht zufrieden, kenne aber auch Gründe") liegt denn auch bis Minsk noch einige Arbeit. Europameister Boll muss zunächst die Enttäuschung über die geraubte und womöglich letzte Chance seiner Karriere auf eine zweite WM-Medaille im Einzel verarbeiten. Dann heißt es für den Routinier, seine Form wieder neu aufzubauen.

Und Ovtcharov muss die derzeitigen Fehler im System finden. "Mir fehlt einfach noch die Konstanz, aber was dabei genau fehlt - dafür habe ich jetzt noch keine Lösung", sagte der Europe-Top-16-Gewinner vor seinem Abschied aus Ungarn.

Schöpp kann für die Europaspiele immerhin mit verändertem Personal planen. In Minsk und auch bei Olympia 2020 in Tokio sind ihre aus China stammenden Mannschafts-Olympiazweiten Han Ying und Shan Xiaona anders als bei WM-Turnieren spielberechtigt. Sie dürften mit Solja - wie grundsätzlich Boll und Co. auch - gute Chancen auf die Tickets nach Nippon besitzen. 

Quelle: SID/DOSB