EM

Kunstturn-EM in Stettin: Andreas Toba meldet sich eindrucksvoll zurück

Mit seinem besten Mehrkampf seit drei Jahren kämpfte sich Andreas Toba bis auf den elften Platz vor und verließ die Netto-Arena im polnischen Stettin mit einem entspannten Lächeln. An allen sechs Geräten blieb der 28-Jährige ohne groben Patzer. Der Lohn dafür war neben der Platzierung die beachtliche Gesamtpunktzahl von 82,231 Zählern.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 16. April 2019

Auf ihn ist nahezu immer Verlass: "Hero de Janeiro" Andreas Toba hat das insgesamt schwache Abschneiden der deutschen Kunstturner bei den Europameisterschaften in Stettin mit einem glänzenden Auftritt überstrahlt. Toba konnte mit zwölf Übungen ohne Sturz und Rang elf im Mehrkampf seine aufsteigende Form nachweisen. Nach langer Leidenszeit zog der Hannoveraner folgerichtig auch ein positives Fazit.

"Es macht wieder Spaß, ich habe keine körperlichen Probleme mehr. Und es zeigt mir, dass ich in der richtigen Richtung trainiert habe", sagte Toba. Mit der Medaillenvergabe allerdings hatte der "Mr. Zuverlässig" der deutschen Turner, der bei Olympia 2016 sogar noch mit einem gerissenen Kreuzband ans Pauschenpferd gegangen war und damit große Bekanntheit erlangte, erwartungsgemäß nichts zu tun. Aber er kam fast an seine Gesamtpunktzahl aus der Qualifikation (82,265) heran.

Bundestrainer Andreas Hirsch war begeistert von seinem "Generalisten". "Sein Gerät ist eben der Mehrkampf. Ich freue mich sehr für Andreas", sagte der Chefcoach mit einem Schmunzeln im Gesicht. Aufgrund seiner Ausgeglichenheit dürfte der Niedersachse auch bei den Welttitelkämpfen im Oktober in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle eine wichtige Rolle in der deutschen Mannschaft spielen.

Dank des starken Auftritts von Toba kamen die deutschen Gerätartisten in der Netto-Arena mit einem blauen Auge davon. Denn am Donnerstag hatten Marcel Nguyen und Co. mehrere Chancen auf eine Qualifikation für ein Gerätefinale am Wochenende nicht nutzen können. "Unsere Kaderdecke ist erkennbar dünn. Wir haben da wenig Austauschmöglichkeiten. Und es ist leider auch ein Problem, das wir nicht sofort lösen können", sagte der Chefcoach Hirsch, der sich von seinen Schützlingen durch einen einwöchigen Trainingslehrgang im Mai zusammen mit der russischen Riege in deren Camp vor den Toren Moskaus mehr Stabilität erhofft.

Tatsächlich hat der Berliner personell wenig in der Hinterhand. Spekuliert werden darf bestenfalls auf ein rechtzeitiges Comeback von Andreas Bretschneider. Der Reckspezialist aus Chemnitz hatte sich im September vergangenen Jahres die Achillessehne gerissen, befindet sich aber mittlerweile wieder im Aufbautraining.

 

Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer hat am Schwebebalken bei den Kunstturn-Europameisterschaften in Stettin ihre erste EM-Medaille verpasst. Die Chemnitzerin musste sich im Finale nach einem Sturz mit dem sechsten Platz begnügen. "Mit meiner Vorgeschichte fehlte mir die Stabilität, daran muss ich weiter arbeiten", sagte Schäfer, die in den vergangenen Monaten von diversen Verletzungen geplagt worden war. Deshalb konnte sie im vergangenen Jahr auch ihren WM-Titel in Doha nicht verteidigen.

Schon beim Aufgang wirkte die 22-Jährige unsicher, diese übergroße Anspannung setzte sich während der Übung fort. Ihren Schäfer-Salto konnte die Sportsoldatin gerade noch stehen, doch nach einem anschließenden gymnastischen Sprung musste sie den lediglich zehn Zentimeter breiten Balken unfreiwillig verlassen. Am Ende setzte sich Alice Kinsella aus Großbritannien vor den beiden Französinnen Melanie de Jesus dos Santos und Lorette Charpy durch. Mit einem sauberen Vortrag wäre für die gebürtige Saarländerin Rang drei locker möglich gewesen.

Von einem ähnlichen Erfolg war die erst 16 Jahre alte Lisa Zimmermann weit entfernt. Die EM-Debütantin, die schon durch ihren Finaleinzug positiv überrascht hatte, kam gegen ihre 23 Konkurrentinnen nicht über den 24. und letzten Platz hinaus. "Ich mache mir keine Gedanken um die Platzierung. Es war mir wichtig, dass ich bei meinem ersten Finale und nach dem unglücklichen Auftakt am Balken wieder in den Wettkampf zurückfinde. Das habe ich zum Glück hinbekommen", sagte die erst 16-Jährige.

 

 

Quelle: DOSB/SID/DTB