Geschichtsstunde

Gold im Weitsprung 2000 durch Heike Drechsler

In unserer Geschichtsstunde blicken wir wöchentlich auf einen historischen Moment der deutschen Olympia-Geschichte. Heute: Die letzte deutsche Gold-Medaille bei den Olympischen Spielen im Weitsprung in Sydney 2000.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 09. März 2017

Bei der Hallen-EM der Leichtathleten in Belgrad haben unsere Sportler starke Leistungen gezeigten. Allen voran unsere Weit- und Dreispringer. So hat Dreispringerin Kristin Gierisch für einen historischen Erfolg gesorgt, holte sie erstmals Gold nach Deutschland. Auch Max Heß, Dreisprung-Europameister, konnte bereits in der Qualifikation einen neuen deutschen Hallen-Rekord aufstellen und am Ende Bronze gewinnen. Und dann war da ja auch noch die Mehrkämpferin Claudia Salman-Rath, die bei den Spezialisten im Weitsprung ebenfalls Bronze gewann. Für uns also allemal Grund genug, auf die letzte deutsche Olympiasiegerin in diesen Wettbewerben zu blicken: Heike Drechsler, 2000 in Sydney.

Heike Drechsler, eine der erfolgreichsten Leichtathletinnen der letzten Jahrzehnte hat in ihrer Karriere häufig ganz oben auf dem Podium gestanden. Bei den Olympischen Spielen erstmals 1992 in Barcelona. Dabei hatte sie es bereits 1988 in Seoul dreimal aufs Podest geschafft. Im Weitsprung gab’s Silber, über 100 und 200 Meter jeweils Bronze. Vier Jahre später war ihr Medaillensatz also komplett. Doch damit war noch lange kein Ende in Sicht. Drechsler, die bereits 1983 zum ersten Mal Weltmeisterin im Weitsprung wurde, beendete ihre so eindrucksvolle Karriere erst 2004 – nach vielen weiteren Höhepunkten.

Es ganz besonderer Höhepunkt ist es dabei sicherlich, noch einmal Olympisches Gold zu gewinnen. 2000 in Sydney war es dafür an der Zeit. Am 27. September fand die Qualifikation statt, die Drechsler sicher mit 6,84 Meter gleich nach dem ersten Versuch abhaken konnte. Sie übertraf die geforderte Qualifikations-Weite um 14 Zentimeter. Außer der Italienerin Fiona May zählte die US-Amerikaner Marion Jones zu ihren stärksten Konkurrentinnen, die ebenfalls gleich mit ihrem ersten Sprung (6,78 m) das Ticket fürs Finale buchen konnte und ursprünglich fünf Goldmedaillen gewinnen wollte.

Nach den ersten Versuchen lag Heike Drechsler noch auf Rang drei, hinter May und Jacqueline Edwards (Bahamas). May baute dann ihre Führung im zweiten Versuch auf 6,82 m aus, während Drechsler einen ungültigen Versuch zeigte und auf Rang sieben zurückfiel. Im dritten Versuch übernahm sie dann jedoch mit 6,99 m die Führung. Auch May verbesserte sich noch einmal, blieb jedoch mit 6,92 m hinter der deutschen Sportlerin des Jahres 2000. Im vierten Durchgang sprang dann auch noch Marion Jones auf 6,92 m, hatte allerdings den schlechteren zweiten Versuch, sodass sie sich nicht an der Italienerin vorbeischieben konnte. Am Ende gewann Heike Drechsler also vor Fiona May und Marion Jones. Erst 2007 änderte sich an dieser Reihenfolge noch einmal etwas, denn Jones, die bereits länger unter Dopingverdacht stand, gestand die Einnahme verbotener Mittel in Sydney und wurde nachträglich disqualifiziert. Die Russin Tatjana Kotowa (6,83 m) rückte damals auf den Bronzerang.

Bis heute ist Heike Drechsler damit die einzige Weitspringerin, der es gelang, erneut eine Goldmedaille zu gewinnen. Als Olympiasiegerinnen folgten ihr die Russin Tatjana Lebedewa 2004, die Brasilianerin Maurren Higa Maggi 2008, und die US-Amerikanerinnen Brittney Reese (2012) und Tianna Bartoletta (2016). Fast wäre Drechsler sogar 2004 in Athen selbst noch einmal an den Start gegangen, doch diesen Wettkampf musste sie nach einer schwachen Saison absagen. Die Ehrenbürgerin der Stadt Gera feierte somit ihr Karriereende mit einem letzten Start beim ISTAF 2004 in Berlin. Seit 2014 ist die zweifache Welt- und fünffache Europameisterin zudem Mitglied in der IAAF Hall of Fame.

Vielleicht sehen wir ja bald den oder die nächsten Weit- bzw. Dreispringer bei Olympischen Spielen auf dem Podium. Sicher ist, dass man sich auch dann noch gerne an Heike Drechsler erinnern wird. 

Möglicherweise auch deswegen, weil Drechsler noch einmal an die Weitsprunggrube zurückkehren wird, pünktlich zu den Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin. Dann allerdings als Kampfrichterin. Schließlich habe ihr der Sport so viel gegeben, da möchte sie sich nun gerne revanchieren. Da werden sicher auch die teilnehmenden Athleten beeindruckt sein. Und uns freut diese Verbundenheit zum Sport besonders. Hier geht's zu den Hintergründen zum "Comeback": <link http: www.berlin2018.info news heike-drechsler-feiert-comeback-an-der-sandgrube>www.berlin2018.info/news/heike-drechsler-feiert-comeback-an-der-sandgrube/