World Games

Olympia im Blick, aber die World Games im Fokus

Yannik Omlor ist Deutschlands zweitbester Squashspieler. Bei den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten in China will er um eine Medaille kämpfen und in drei Jahren sein großes Ziel erreichen, die Olympiapremiere seines Sports zu erleben.

Autor: DOSB
4 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 29. Juli 2025

Der 12. August soll sein Tag werden. An jenem Dienstag werden in Chengdu (China) bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, die Medaillen in den Einzelwettbewerben im Squash vergeben, und Yannik Omlor wird alles dafür tun, dann noch im Rennen zu sein. Leicht wird das keinesfalls, der 28-Jährige zählt als Nummer 103 der Weltrangliste nicht zum Favoritenkreis und ist in Deutschland hinter dem ebenfalls für Chengdu qualifizierten Raphael Kandra (34/Fürth), der auf Rang 33 geführt wird, die nationale Nummer zwei. Aber der gebürtige Hanauer ist keiner, der deshalb nicht nach dem Höchsten streben würde. „Zu meinen Aussichten kann ich erst Genaueres sagen, wenn die Auslosung draußen ist. Aber mein Ziel ist klar: Alles reinhauen und zeigen, was ich kann“, sagt er. 

Bei seiner World-Games-Premiere vor drei Jahren in Birmingham (USA) war ihm das nicht vergönnt, eine Erkrankung vor Turnierstart schränkte ihn erheblich ein. „Trotzdem war das ein tolles Erlebnis, vom Umfeld her war es sehr professionell gemacht, und in China erwarte ich mindestens den gleichen Standard“, sagt er. Zwar sei Squash im Reich der Mitte keine große Nummer, „aber seit bekannt ist, dass unser Sport 2028 in Los Angeles zum Olympiaprogramm zählen wird, rüsten die Chinesen gewaltig auf, und ich denke, das wird man schon bei den World Games merken.“ 

Die Aufnahme in den Sport-Olymp, die im Herbst 2023 offiziell wurde, hat auch im deutschen Squash einiges in Bewegung gesetzt. „Unser Umfeld wird immer professioneller. Wir müssen die Trainer nicht mehr selbst bezahlen, haben feste Physiotherapeuten und Fitnesscoaches. Der gesamte Staff hat mehr Möglichkeiten“, sagt Yannik Omlor, der angesichts der Aussicht, bei der Olympiapremiere seines Sports auf den Court gehen zu können, seine Planung voll auf Los Angeles ausgelegt hat. „Bis dahin mache ich auf jeden Fall weiter, dann schaue ich, was Kopf und Körper sagen. 2029 haben wir die World Games in Karlsruhe, das könnte ebenfalls noch ein tolles Ziel sein, sofern Squash nach Los Angeles wieder aus dem Olympiaprogramm gestrichen wird. Man weiß ja nie, ob die Inklusion ins olympische Programm von Dauer ist, deshalb könnte 2028 eine einmalige Chance sein“, sagt er. 

Um diese nutzen zu können, hat sich Yannik Omlor 2019 dazu entschieden, der Sportfördergruppe der Bundeswehr beizutreten. Im vergangenen Jahr hat er begleitend dazu ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre aufgenommen. „Aber Squash steht für mich ganz klar im Mittelpunkt“, sagt der 1,78 Meter große Linkshänder, der einer Squash-Familie entstammt. Seine Mutter war in der Jugend Deutsche Meisterin, sein Vater spielte ebenfalls auf gutem Niveau, Schwester Mareike (31) schaffte es bis ins Nationalteam. „Ich mag alle Ballsportarten, habe in der Jugend vieles durchprobiert. Aber je älter ich wurde, desto mehr habe ich mich auf Squash fixiert“, sagt er. 

Spätestens als er mit 18 Jahren aus Kempten im Allgäu der besseren Trainingsbedingungen wegen nach Stuttgart zog, war klar, dass sein Weg in den Leistungssport führen würde. Aber weil im Squash in Deutschland kaum Geld zu verdienen ist, absolvierte Yannik Omlor zunächst eine Ausbildung zum Mediengestalter. Seit vergangenem Jahr lebt er in Würzburg, um dort mit Bundestrainer Simon Rösner arbeiten zu können. In der Bundesliga wechselt er zur neuen Saison von Black & White RC Worms zum Deutschen Meister Sportwerk Hamburg. „Es tut gut, immer wieder neue Reize zu setzen“, sagt er. 

Die positive Entwicklung der Mitgliederzahlen in seinem Sport lassen Yannik Omlor zuversichtlich in die Zukunft schauen. Der Boomsport der späten 70er- und 80er-Jahre hatte seit Beginn dieses Jahrtausends mit Mitgliederschwund zu kämpfen. „Während der Pandemie haben viele Anlagenbetreiber dicht machen müssen. Aber jetzt kommt es wieder ins Rollen, die Courts sind voller“, sagt er. Um fast zehn Prozent im Vergleich zu 2021 konnte der Deutsche Squash Verband (DSQV) zulegen, laut Bestandserhebung des DOSB im vergangenen Jahr spielen 11.417 Menschen in 204 Vereinen den Rückschlagsport. Dazu kommen geschätzte 1,2 Millionen Hobbyspieler*innen. 

Ein besonders wichtiges Anliegen ist es für Yannik Omlor, mit der Mär der extrem hohen Belastung für die Gelenke – insbesondere die Knie – aufzuräumen. „Dank der modernen Schwingböden ist Squash längst nicht mehr so belastend wie früher. Manche sagen sogar, es sei mittlerweile eine der gesündesten Sportarten. Aber Hochleistungssport, egal in welchem Bereich, belastet den Körper immer. Deshalb spielt im zunehmenden Alter die Belastungssteuerung eine wichtige Rolle.“ Weniger ist manchmal eben mehr. Dennoch bedauert der sechsmalige EM-Teilnehmer, dass es in Chengdu keinen Teamwettbewerb gibt. Die Qualifikation für die World Games gelang den Deutschen schließlich als Sechster der Team-WM im vergangenen Jahr, wo sich die besten acht Nationen jeweils zwei Startplätze für die 32er-Einzelfelder sichern konnten. Bei den Frauen sind Katerina Tycova (26/München) und Saskia Beinhard (26/München) dabei. 

Trotz der großen Schatten, die die Aussicht auf eine Olympiateilnahme vorauswirft, wird sich Yannik Omlor voll auf den 8. August fokussieren. An jenem Freitag starten in Chengdu die Einzelwettkämpfe, und er wird alles geben, damit der 12. August sein Tag werden kann.