Peking 2022

"Knackig wie Kartoffelchips": Eiseskälte wird zur Herausforderung

Zweistellige Minusgrade, scharfer Wind, kaum Schnee: Vor allem in Zhangjiakou wartet auf die Olympia-Teilnehmer ein Extrem-Wetter.

Autor: DOSB
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 03. Februar 2022

Langläufer mit Heizstrümpfen, Biathleten mit Eiszapfen an den Augenbrauen, Skispringer mit dick eingepacktem Gesicht: Die klirrende Kälte und der eiskalte Wind stellen die Sportler bei den Olympischen Spielen in Peking vor immense Herausforderungen, sogar Verschiebungen im Zeitplan drohen. Bis zu 20 Grad unter Null zeigte das Thermometer an den ersten Trainingstagen, am Wochenende ist keine Besserung in Sicht.

"Ich merke gerade, wie mir die Finger einfrieren", sagte Biathletin Vanessa Hinz, als sie am Donnerstag nach dem Training für ein paar Minuten in der Mixed Zone anhielt: "Davor habe ich schon ein bisschen Angst. Aber ich habe mich bestmöglich vorbereitet: Skiunterwäsche, Socken, Handschuhe, Mützen. Mehr kann ich nicht tun." Hauptsache, der Finger zittert nicht beim Abzug.

Respekt hat auch Peter Schlickenrieder. "Dieses kalte, trockene Wetter ist eine echte Herausforderung", sagt der Skilanglauf-Bundestrainer, dessen Athleten im 180 Kilometer von Peking entfernten Zhangjiakou Hochleistungen abliefern müssen. Auch Biathleten, Skispringer und Kombinierer kämpfen dort knapp 1700 Meter über dem Meeresspiegel um Medaillen. Die gefühlte Temperatur liegt sogar ein Stück tiefer.

Schlickenrieder hat daher Vorsorge getroffen und Ergometer mitgenommen, um das Training notfalls nach innen zu verlegen. Viele seiner Athleten hätten Probleme mit den Bronchien und kämen "mit einem solchen Klima nur bedingt" zurecht. Sollte das Thermometer auch an Wettkampftagen 20 Grad unter Null zeigen, könnte etwa im Langlauf das Programm umgeworfen werden.

Auch auf das Gepäck wirkt sich die Kälte aus. Langläufer Lucas Bögl etwa hat "Kältecremes" und "viele dicke Klamotten" mitgenommen, außerdem dickere Handschuhe als gewohnt. Insgesamt bleibt Bögl aber gelassen. "Wir sind Wintersportler, und im Winter ist es halt mal kalt", sagt er. Wärmesocken habe er zwar ausprobiert, sich anders als mancher Konkurrent wegen des schweren Akkus am Unterschenkel aber gegen einen Einsatz entschieden.

Schnee dagegen ist rund um Zhangjiakou bislang eher wenig gefallen, Loipen und Pisten werden schon seit Wochen künstlich beschneit. Hinzu kommt ein scharfer Wind, der aus der inneren Mongolei nahezu ungebremst herüber weht, weil die Flächen kaum bewachsen sind. Biathletin Stina Nilsson postete ein Foto mit vereisten Augenbrauen: Das Wetter sei "knackig wie Kartoffelchips", schrieb die Schwedin.

Die steife Brise bedeutet aber immerhin, das meistens die Sonne scheint - und kein Smog herrscht. In Peking selbst sieht das anders aus. "Die Spiele fallen mit dem Ende des Winters und dem Beginn des Frühlings in Nordchina zusammen, wenn die Wetterbedingungen extrem ungünstig sind", sagte Liu Youbin, Sprecher des chinesischen Umweltministeriums, zuletzt bei einer Pressekonferenz: "Wenn eine starke Verschmutzung vorhergesagt wird, werden alle Gemeinden Notfallpläne einführen."

Um den Smog zu reduzieren, wurden Stahlwerke in der Umgebung der Metropole im vergangenen August angewiesen, ihre Produktion um die Hälfte zu reduzieren. In 25 Millionen Haushalten in Nordchina wurden vor den Spielen zudem Kohleöfen durch Gas- oder Elektrobrenner ersetzt. Zumindest in den Häusern bleibt es während der Spiele also warm.

 

Quelle: DOSB, SID