
Florian Wellbrock siegt bei der WM in Singapur auch über fünf Kilometer. Ein Jahr nach dem Olympia-Debakel dominiert der Magdeburger wieder das Freiwasserschwimmen.
Freudentränen bei Familie Wellbrock
Als Florian Wellbrock mit der Hand auf dem Herzen sichtlich ergriffen der deutschen Hymne lauschte, wischte sich sein Vater Bernd ein paar Meter weiter die Tränen aus den Augen. Nach seinem zweiten Gold-Triumph in der Hitze von Singapur führte der erste Weg des Freiwasser-Doppelweltmeisters vom obersten Podest direkt in die Arme von Mama Anja, die ihre Emotionen hinter einer Sonnenbrille versteckte.
Knapp ein Jahr nach dem unerklärlichen Olympia-Debakel ist der deutsche Schwimmstar wieder ganz oben: Wie zwei Tage zuvor beim souveränen Sieg über die olympischen zehn Kilometer dominierte der 27-Jährige vor der Insel Sentosa auch auf der halben Distanz - und setzte sein beeindruckendes Comeback mit seinem insgesamt achten WM-Gold fort.
Zu wenig Pause zwischen den Rennen
Auch wenn Wellbrock im Endspurt am Palawan Beach seinem ewigen Rivalen Gregorio Paltrinieri aus Italien wieder keine Chance ließ - diesmal ging es an die Substanz. "Es war wirklich hart heute", gab der Tokio-Olympiasieger nach 57:26,4 Minuten im mehr als 30 Grad warmen Meer zu, "ein Tag Pause nach den zehn Kilometern war nicht genug, um sich zu erholen. Deshalb waren alle so müde."
Von den Müden war der Magdeburger der Schnellste - obwohl er beim Start überrascht worden war. Der ungarische Olympiadritte David Betlehem legte ein furioses Tempo vor, Wellbrock musste schon auf den ersten Metern viele Körner lassen. "Damit hatte ich nicht gerechnet", sagte er. In der zweiten der drei Runden übernahm Wellbrock die Führung und baute sie kontinuierlich aus. Doch ein letzter Zweifel blieb: "Ich habe mich nicht wirklich sicher am Ende gefühlt, weil alle hinter mir so schnell waren." Serien-Europameister Paltrinieri, schon im ersten Duell Zweiter, kam aber nicht mehr heran.
Oliver Klemet kommt als Neuter ins Ziel
Mit letzter Kraft zog sich Wellbrock auf den blauen Ponton, atmete tief durch. Erst langsam rappelte er sich auf, umarmte seinen ewigen Konkurrenten und nahm die Gratulationen der anderen entgegen. Der Olympiazweite Oliver Klemet, der über zehn Kilometer nur eine Zehntelsekunde an Bronze vorbeigeschwommen war, kam als Neunter ins Ziel.
Für Wellbrock ist das warme Meer Asiens, in dem er schon sein Olympiagold von Tokio und seine WM-Triumphe 2019 in Südkorea und 2023 in Japan gefeiert hatte, wie ein Jungbrunnen nach den bitteren Enttäuschungen von Paris. Dort hatte er die Finals über 800 und 1500 m Freistil verpasst, war in der kalten und dreckigen Seine nur Achter geworden. Wellbrock, der den deutschen Schwimmsport fast alleine aus der Krise gezogen hatte, schien am Ende, dachte ans Aufhören. Nach ungewohnt langer Auszeit wechselte er die Sportpsychologin, fand den Spaß wieder - und meldet sich in Singapur eindrucksvoll zurück.
Starke Ausbeute für Magdeburger Trainingsgruppe
Welche Rolle dabei die enorm starke Trainingsgruppe in Magdeburg unter Bundestrainer Bernd Berkhahn spielt, ließ er bei seiner speziellen Medaillenrechnung durchblicken: "Zwei Gold für Deutschland, zwei Gold für Australien, das heißt vier Gold für den SC Magdeburg." Wie Wellbrock gewann auch seine Trainingskollegin Moesha Johnson das Double in Singapur, zudem glänzte Celine Rieder als starke Fünfte über fünf Kilometer.