Peking 2022

Für ein zweites Eishockey-Märchen: Beim DEB-Team steht (fast) alles auf Grün

Zumindest in der Vorbereitung auf das olympische Turnier blieb die Eishockey-Nationalmannschaft von großen Corona-Sorgen verschont. Das erhöht die Chancen auf eine Medaille.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 02. Februar 2022

Vor dem Abflug der Eishockey-Nationalmannschaft am Mittwoch nach Peking war Durchzählen angesagt. Kann das deutsche Team vollzählig zu Olympia reisen, oder gibt es Corona-Ausfälle? Diese bange Frage, die auch die Medaillen-Mission beeinflusst, beschäftigte die Verantwortlichen bis zum geplanten Abheben des Fliegers LH 724 in Frankfurt/Main um 17.20 Uhr. 

Vor der Auswertung der letzten Tests standen die Zeichen bei fast allen auf Grün, einzig ein Spieler aus dem 25-köpfigen Olympia-Kader muss nachfliegen. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) bestätigte, dass der namentlich nicht genannte Spieler "vor Kurzem" mit Corona infiziert gewesen sei und daher die "obligatorischen vier Negativ-Tests in Folge noch nicht vorweisen" könne. Er wird am Freitag nach Peking reisen.

Entsprechend erleichtert dürfte Bundestrainer Toni Söderholm seinen Platz im Flugzeug eingenommen haben: Die erste und vielleicht wichtigste Hürde für ein zweites Eishockey-Märchen nach dem Silber-Coup 2018 ist gemeistert. "Wichtig ist jetzt natürlich, dass wir gut ankommen und uns auch schnell an die Gegebenheiten vor Ort gewöhnen", betonte Söderholm.

"Bis jetzt hat das Corona-Thema schon sehr viel mentale Energie gekostet", sagte der Finne der Tageszeitung Die Welt. Auch wenn er nur wenige Absagen von Spielern kassiert habe, müsse er maximal flexibel sein. "Wir können einfach nicht wissen, ob jeder gesund bleibt", sagte der 43-Jährige. Das Beispiel der dänischen Nationalmannschaft, die nach der Ankunft in Peking sechs Spieler nach positiven Tests in Quarantäne schicken musste, ist allen eine Warnung. 

Sollte die DEB-Auswahl aber weitgehend von Corona-Ausfällen verschont bleiben, ist eine Medaille das erklärte Ziel. Daran lässt auch Stürmer Marcel Noebels vor dem Auftaktspiel am 10. Februar gegen Rekord-Olympiasieger Kanada keine Zweifel. "Wir können jede Nation schlagen. Es kommt auf uns an", sagte der Berliner, einer von zehn Silber-Helden von Pyeongchang im aktuellen Kader. "Die Jungs, die 2018 dabei waren", forderte Söderholm, "müssen nicht so viel davon reden. Wichtig ist, dass sie es zeigen und leben."

Genau wie damals fehlen auch jetzt die großen NHL-Stars, was für das eingespielte deutsche Team ein Vorteil sein sollte. "Wir müssen nur die Schlittschuhe anziehen, und jeder weiß, was zu tun ist", ist sich der Bundestrainer sicher. Doch die Erwartungshaltung sei nun deutlich größer: "Für unsere mentale Vorbereitung ist das gefährlich." 

Anders als vielleicht noch vor vier Jahren werde die DEB-Auswahl nicht mehr unterschätzt, "jeder weiß mittlerweile, dass Deutschland Eishockey spielen kann." Platz vier bei der WM 2021, Rang fünf in der Weltrangliste - unter Söderholm hat sich die Nationalmannschaft endgültig in der Weltspitze etabliert.

"Mittlerweile ist es einfach so", sagte Vorgänger und Silber-Schmied Marco Sturm, "dass wir uns als deutsche Nationalmannschaft vor keinem Gegner mehr verstecken müssen – und ich meine wirklich keinem!" Auch Söderholm sieht seine Spieler bereit für den "nächsten Schritt, um etwas Großes zu erreichen". Dafür müsse man sich jedoch "gnadenlos auf die einzelnen Spiele" vorbereiten. Erst gegen Kanada, dann gegen den krassen Außenseiter China (12. Februar), zum Gruppenabschluss gegen die USA (13. Februar). Und dann in den K.o.-Duellen.

Und als unsichtbarerer Gegner bleibt Corona eine ständige Gefahr. "Früher gab es die Hürde, dich für Olympia zu qualifizieren", sagte der Münchner Patrick Hager der Eishockey-News, "jetzt ist eine zweite Hürde hinzugekommen: der Coronatest."

 

Quelle: DOSB, SID