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Die Entscheidungen der 131. IOC-Session

Die 131. Session des Internationalen Olympischen Komitees ist am vorigen Freitag (15. September) in Lima in Peru zu Ende gegangen. Die DOSB-PRESSE fasst die wichtigsten Entscheidungen zusammen.

Autor: DOSB
6 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 20. September 2017

Die 131. Session des Internationalen Olympischen Komitees ist am vorigen Freitag (15. September) in Lima in Peru zu Ende gegangen. Die DOSB-PRESSE fasst die wichtigsten Entscheidungen zusammen.

Paris 2024 / Los Angeles 2028

Die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 finden in Paris und 2028 in Los Angeles statt. Die IOC-Session ratifizierte den Dreier-Vertrag zwischen den beiden Städten und dem IOC einstimmig und vergab damit die Spiele an Paris und Los Angeles.

Sportarten-Programm für die Olympischen Spiele 2024

Die 28 Sportarten, die in Tokio olympisch sind, werden auch in Paris 2024 olympisch sein. Allerdings gibt es eine Einschränkung für das Gewichtheben. Dessen Teilnahme in Paris hängt von einem konkreten Plan für einen verbesserten Anti-Doping-Kampf ab, der dem IOC-EB bis Dezember 2017 vorgelegt werden muss.

Das Sportarten-Programm für Los Angeles 2028 wird im Jahr 2021, also sieben Jahre vor den Spielen, von der IOC-Session festgelegt.

Im Jahr 2019 muss Paris dem IOC die Sportarten vorschlagen, die es zusätzlich ins Programm aufnehmen möchte, so wie es erstmals in Tokio der Fall sein wird, wenn dank der Olympischen Agenda 2020 Baseball/Softball, Karate, Surfen, Klettern und Skateboarden für diese Ausgabe der Spiele olympisch sind.

Das Event-Programm für Paris 2024, also die Disziplinen der in dieser Woche bestätigten 28 olympischen Sportarten, wird im Jahr 2021 beschlossen – allerdings vom IOC-EB, während die Entscheidung über das Sportartenprogramm 2028 (ebenfalls im Jahr 2021) und die zusätzlichen Sportarten für Paris 2024 (voraussichtlich im Jahr 2019) eine Entscheidung der Session sind.

Zwischenberichte der zwei IOC-Kommissionen zum Doping in Russland

Die beiden IOC-Kommissionen von Samuel Schmid und Denis Oswald gaben die Zwischenberichte zu ihrer Arbeit in Bezug auf die Doping-Enthüllungen in Russland ab. Die Untersuchungskommission von Samuel Schmid geht er der Systemfrage nach, während sich die Disziplinarkommission von Denis Oswald die Athleten im Fokus hat.

IOC-Mitglied Denis Oswald berichtete, dass die ersten Ergebnisse der forensischen Analysen der Behältnisse der eingelagerten Dopingproben der Olympischen Winterspiele Sotschi 2014 in Kürze vorliegen würden und davon auszugehen sei, dass im Oktober die ersten Anhörungen von Athleten stattfänden.

Außerdem informierte er über die Nachkontrollen der eingelagerten Dopingproben der Spiele in Peking (beendet, da die Verjährungsfrist abgelaufen ist) und London (gehen bis 2020). Aktuell laufen die Nachtests der eingelagerten Dopingproben von Vancouver 2010 (Verjährungsfrist endet 2018).

Rund 1100 Proben wurden von Peking und London bislang nachgeprüft, 106 Tests fielen positiv aus, was zu 99 Anhörungen von Athleten durch IOC-Disziplinarkommissionen führte. 75 Medaillen sind in diesem Zusammenhang entzogen und neu vergeben worden.

Im Zwischenbericht von Samuel Schmid, dem ehemaligen Schweizer Bundespräsidenten, heißt es, auch seine Kommission benötige für ihre Antwort auf die Systemfrage die Ergebnisse der forensischen Tests. Zudem müssten die Anhörungen abgeschlossen werden. Ein konkreter Zeitpunkt für die Vorlage des Abschlussberichtes der Schmid-Kommission wurde noch nicht genannt, aber das IOC-EB habe darum gebeten, diesen Bericht vor den Winterspielen in PyeongChang fertigzustellen. Die Zwischenberichte beider Kommissionen sind online im Wortlaut nachzulesen.

Games Management 2020 – Kosteneinsparungen bei Olympischen Spielen

Die Austragung Olympischer Spiele soll einfacher und kostengünstiger werden. Deshalb hat das IOC das Projekt „Games Management 2020“ als ein weiteres Resultat der Olympischen Agenda 2020 auf den Weg gebracht. Es beschäftigt sich mit der Frage, wie die Ausrichterstädte noch besser vom IOC unterstützt und direkte Kosten für die Spiele reduziert werden können sowie der Frage, die Zusammenarbeit zwischen Städten, IOC und den Stakeholdern (Internationale Ver-bände und NOKs) vom Start weg verbessert werden kann. In Lima wurde der Zwischenbericht vorgelegt, das IOC-EB wird im Dezember über die konkreten Maßnahmen beraten, ehe die IOC-Session im Februar 2018 in PyeongChang eine Entscheidung darüber trifft.

Ban Ki-moon übernimmt Vorsitz der IOC-Ethikkommission

Der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, ist von der IOC-Session zum neuen Vorsitzenden der IOC-Ethikkommission gewählt worden. Dass die IOC-Ethikkommission von der IOC-Session gewählt wird, ist ein Ergebnis der Olympischen Agenda 2020.

Neue Positionierung der Olympischen Jugendspiele beschlossen

Die Olympischen Jugendspiele werden neu positioniert. Sie sollen ein globaler Wettstreit der besten jungen Athletinnen und Athleten der Welt sein und bei der Entwicklung junger Top-Athleten auf ihrem Weg in die Weltspitze helfen. Dazu wurden umfangreiche Pläne vorgestellt, auch was die Auswahl von Städten um die Olympischen Jugendspiele angeht (keine Neubauten, vorhandene oder temporäre Sportstätten, niedrigere Serviceanforderungen, Kostenkontrolle).

Bei den Olympischen Jugend-Winterspielen Lausanne 2020 wird es erstmals zwei Wellen ge-ben, in denen die Athleten an den Spielen teilnehmen. So ist es möglich, 70 Prozent mehr Sportler starten zu lassen, die Qualität der Wettkämpfe zu verbessern und Geschlechtergleichheit auch im Wintersport herzustellen, ohne die Kosten für die Ausrichterstadt zu erhöhen oder das Olympische Jugenddorf zu vergrößern.

In Buenos Aires 2018 wird es erstmals bei Jugendspielen die exakt gleiche Anzahl an Wettkämpfen und die exakt gleiche Anzahl an männlichen und weiblichen Teilnehmern bei Jugendspielen geben. Das Ziel 50:50 in der Geschlechterfrage ist erreicht. Zudem sind neue Sportarten dabei: u.a. Kiteboarding, Beachhandball, BMX Freestyle, Breakdance oder Klettern.

Bei den Jugendspielen sollen Wettkämpfe in allen olympischen Sportarten angeboten werden, 70 Prozent der Events sollen im olympischen Format ausgetragen werden, 30 Prozent in neuen Disziplinen, die sich an den Interessen der heutigen Jugend orientieren.

Die Jugendspiele sollen Ausrichterstädten und Nationen als Katalysator für Jugendsport und Sportentwicklung allgemein dienen. Dazu werden Sportfestivals in den Ausrichterstädten eingeführt. Die kontinentalen Jugendspiele wie das EYOF und auch Jugend-Weltmeisterschaften sollen besser mit den Olympischen Jugendspielen synchronisiert werden und als Qualifikation dienen.

Gründung der Olympic Refuge Foundation

Das IOC hat in Kooperation mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, UNHCR, die Olympic Refuge Foundation gegründet. Sie soll den Bau von Sportstätten für Flüchtlinge und Migranten in Flüchtlingscamps oder Migrations-Hotspots unterstützen, um für diese Menschen „sichere Orte“ zum Sporttreiben und Lernen zu schaffen. Für den Bau eines jeden „sicheren Ortes“ wird mit 250.000 USD gerechnet. Die Unterhaltskosten sollen dann in Kooperation mit NGO gemeinsam getragen werden. Zur Gründung der Stiftung war Filippo Grandi, Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, nach Lima gekommen. Die ersten Stifter sind das NOK von Katar und die Regierung von Liechtenstein.

Anita DeFrantz neue IOC-Vizepräsidentin, acht neue Mitglieder

Anita DeFrantz, IOC-Mitglied in den USA und Olympiadritte im Rudern im Jahr 1976, wurde zur neuen IOC-Vizepräsidentin gewählt. Sie rückt auf die Position von John Coates, IOC-Mitglied in Australien, der turnusgemäß aus dem Amt ausgeschieden ist. Zu neuen Mitgliedern des IOC-EB wählte die Session Robin E. Mitchell, IOC-Mitglied in Fidschi, Nicole Hoevertsz, IOC-Mitglied in Aruba, und Denis Oswald, IOC-Mitglied in der Schweiz. Die Amtszeit für Anita DeFrantz und die neugewählten EB-Mitglieder beträgt vier Jahre.

Darüber hinaus gab es acht Neuaufnahmen ins IOC, vier in der Kategorie „Individuelle Mitglieder“, darunter drei Frauen, zwei Neuaufnahmen in der Kategorie der NOKs und zwei in der Kategorie der Internationalen Verbände. Die Neuaufgenommenen sind: Baklai Temengil (Palau), Kristin Kloster Aasen (Norwegen), Khunying Patama Leeswadtrakul (Thailand), Luis Mejia Oviedo (Dominikanische Republik/alle Individuelle Mitglieder), Neven Ivan Ilic Alvarez (Chile), Khalid Muhammad Al Zubair (Oman/beide NOKs), Jean-Christophe Rolland (Frankreich) und Ingmar de Vos (Belgien/beide Internationale Verbände).

Athletenkommission stellt neue Strategie vor

Ihre neue Strategie stellte die Athletenkommission vor. Damit soll die Stimme der Athleten in der Olympischen Bewegung verstärkt und die Unterstützung für Athleten weiter ausgebaut werden.

Dow wird CO2-Ausgleichs-Partner des IOC

Top-Partner Dow unterstützt das IOC beim CO2-Ausgleich für sein Tagesgeschäft und andere Projekte der Olympischen Bewegung. Diese Partnerschaft wurde auf der IOC-Session verkün-det. Dow unterstützte bereits die Organisationskomitees Sotschi 2014 und Rio 2016 beim CO2-Ausgleich.

Halbzeitbilanz Olympische Agenda 2020

Einen ganzen Nachmittag lang befasste sich die IOC-Session mit der Halbzeitbilanz der Olympischen Agenda 2020, des im Dezember 2014 verabschiedeten IOC-Reformprogramms. Sie steht auf den drei Säulen Nachhaltigkeit, Glaubwürdigkeit und Jugend.

Die Highlights gibt es online. Den gesamten Nachmittag mit allen Präsentationen kann man im Video anschauen.

IOC-Session 2019 in Mailand

Mailand ist von den IOC-Mitgliedern als Gastgeberstadt für die IOC-Session 2019 gewählt worden. Bei der Session wird die Ausrichterstadt der Olympischen Winterspiele 2026 gewählt.

Eine Übersicht über alle Meldung zur IOC-Session finden sich auf www.olympic.org/news. Im Youtub-Kanal des IOC lassen sich die Eröffnungsfeier und alle Arbeitssitzungen der IOC-Session noch einmal im Video nachverfolgen. Dort gibt es auch alle Pressekonferenzen.

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 38)

IOC-Präsident Thomas Bach (r.) spricht auf der 131. IOC-Session in Lima. Foto: picture-alliance